Mit brutalem Terror gegen friedliche Demonstranten versuchen Schergen von Hosni Mubarak, den Sturz des ägyptischen Präsidenten zu verhindern. Aber seine Tage an der Spitze des Nil-Landes sind wohl gezählt. Früher oder später wird auch Mubarak das Schicksal seines tunesischen Präsidenten-Kollegen Ben Ali ereilen, der sich samt Familie und viel Geld ins Exil nach Saudi-Arabien verzogen hat.

Nichts wird aus Mubaraks Plan, ganz nach arabischer Sitte einen Sohn als Nachfolger zu inthronisieren. Gamal Mubarak soll bereits ins Ausland geflüchtet sein. Er besitzt eine Luxusresidenz in London und hat wie Mubaraks älterer Sohn Ala ed Din und seine Mutter Suzanne neben dem ägyptischen auch einen britischen Pass. Aber wo auch immer sich die Mubaraks derzeit aufhalten: Zumindest einen Großteil ihres riesigen Vermögens haben sie längst schon in Sicherheit gebracht.

Laut algerischen und syrischen Quellen beläuft sich das Mubarak-Vermögen auf etwa 40 Milliarden Dollar - von Immobilien in Ägypten und im Ausland bis zu Bankguthaben in den USA und in der Schweiz.

"Pharao" Mubarak soll an Kommissionen für Rüstungsaufträge sowie bei der Entwicklung des Tourismus in Sharm el-Sheikh an der Südspitze der Sinai-Halbinsel und in Hurghada am Roten Meer enorm verdient haben. Das Vermögen von Sohn Gamal wird auf 17 Milliarden Dollar geschätzt - verteilt auf Banken in der Schweiz, in Deutschland, in den USA und in Großbritannien. Noch-First-Lady Suzanne, Tochter einer Britin und eines nach Wales ausgewanderten Ägypters, hat wie alle Frauen arabischer Potentaten einen Hang zu üppigem Goldschmuck. Ihr wird ein Privatvermögen von drei Milliarden Dollar nachgesagt. Im Gegensatz zu ihrem Gatten, den mondäne Vergnügungen nie besonders interessiert haben, neigen Suzanne und ihre Söhne zu einem luxuriösen Lebensstil. Die Präsidenten-Gemahlin hat deshalb den Spitznamen "Marie Antoinette" bekommen.

Amerikanische Erziehung

Sohn Gamal und sein Bruder Ala haben die Amerikanische Universität in Kairo besucht. Gamal ist gelernter Investmentbanker, sein Bruder, geschätzte acht Milliarden Dollar schwer, ist in der Immobilienbranche tätig und besitzt Luxus-Apartments in New York, Washington und Los Angeles.

Ihren schwindelerregenden Reichtum verdanken die Mubaraks dem politischen Geschick des Vaters, der seinerseits voll auf das strategische Interesse der USA an Ägypten setzte. Sein Bündnis mit Amerika brachte Ägypten seit 1979 rund 60 Milliarden Dollar Wirtschafts- und Militärhilfe ein. Wie viel davon in die Taschen des Mubarak-Clans floss, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Als Revanche für die US-Unterstützung hielt Mubarak im Gegenzug am Frieden mit Israel fest und versicherte seinen westlichen Partnern stets überzeugend, es gebe nur die Wahl zwischen ihm und den "Bärtigen". Seit er an der Macht ist, hat er Ägypten im Ausnahmezustand regiert, der es ihm ermöglichte, jede Opposition - keineswegs nur die der bärtigen Islamisten - niederzuprügeln, alle Wahlen zu manipulieren, die Presse zu zensurieren und viele Tausend Verdächtige jahrelang ohne Prozess einzusperren.

Hosni Mubarak wurde in dem kleinen Ort Kuisna, 60 Kilometer nordwestlich von Kairo, im grünen Nildelta geboren, in einem Ort, den er nie mehr besucht haben soll. Am Steuer eines Tupolew-Kampfflugzeugs zeichnete sich Mubarak im jemenitischen Bürgerkrieg aus, und nach dem Ramadan-Krieg 1973 gegen Israel erhielt er aus den Händen des damaligen Präsidenten Anwar el Sadat den höchsten militärischen Orden Ägyptens, der ihm auch den Titel Nationalheld eintrug: den "Stern des Sinai".

Mubarak war es auch, der Ägypten wieder mit den arabischen Staaten versöhnte, von denen das Land nach seinem Separatfrieden mit Israel gemieden wurde. Und er brachte die Arabische Liga nach Kairo zurück. Nie hat er dauerhaft israelischen Boden betreten. Erst zur Beisetzung des ermordeten Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin besuchte er für einige wenige Stunden den Judenstaat.

30. Jahrestag

Nur zwei Herrscher haben Ägypten in seiner sechstausendjährigen Geschichte länger regiert als Hosni Mubarak: Pharao Pepi II., der schon als Kind auf den Thron kam, herrschte 94 Jahre lang. Und Mohammed Ali Pascha, der Gründer der modernen ägyptischen Monarchie, stand 43 Jahre lang an der Spitze des Nilstaates. Der jetzige Präsident herrscht seit der Ermordung seines Vorgängers Sadat am 14. Oktober 1981. Doch sein 30. Dienstjubiläum wird der "neue Pharao" wohl nicht mehr vollenden.