Die reichste Regierung der Welt ist 2010 noch reicher geworden. Wie Chinas Zentralbank bekannt gab, erreichten die Devisenreserven den Rekordstand von 2,2 Billionen Euro, 18,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit hat China das mit Abstand größte Fremdwährungspolster.

Wirtschaft und Politik

Die damit verbundene Wirtschaftskraft gibt Peking zunehmend auch politischen Einfluss. Mit Investitionen in europäische Staatsanleihen und Unternehmen hatte Vize-Premier Li Keqiang bei einer Europareise Vorbehalte gegen Chinas wachsende Macht zu zerstreuen versucht. Bei jeder Station wiederholte Li sein Bekenntnis zum Euro und Chinas Angebot, mehr europäische Staatsanleihen zu kaufen. Nach Angaben des Finanzministeriums hat die People's Bank of China im Vorjahr den Anteil europäischer Bonds in ihrem Devisenportfolio erhöht, Details sind nicht bekannt. Medienberichten zufolge soll China bereits zehn Prozent der spanischen Staatsschuldscheine besitzen und in Griechenland investiert haben.

Die Investitionen seien Teil einer langfristigen Strategie, mit der Peking ein gutes Verhältnis zu Europa aufbauen und die Aufhebung von Handelsrestriktionen erwirken wolle, sagt Wang Yizhou, Ökonom an der Pekinger Universität. "Aus politischer Perspektive können Investitionen in Europa das Verhältnis verbessern", sagt Wang. "Je mehr China von Europa kauft, umso mehr steigen auch die Möglichkeiten, in Europa wirtschaftlichen und politischen Einfluss auszuüben".

Obwohl Chinas Ausgaben in Europa gemessen an der Größe des Währungspools klein sind, wird dieses Engagement vor allem in den USA mit Sorge betrachtet. Bisher waren die Chinesen verlässliche Geldgeber für die US-Defizitfinanzierung und sind mit Staatsanleihen im Wert von 907 Milliarden Dollar größter Gläubiger des Landes. Doch angesichts der US-Finanznot bemüht sich China schon seit Jahren um eine stärkere Diversifizierung seiner Devisenreserven.

Kauf von Anleihen

Allerdings ist der Kauf von europäischen Anleihen in China nicht unumstritten. Der Ökonom Yu Yongding von der staatlichen Akademie für Sozialwissenschaften erklärte, China müsse sicherstellen, dass seine Investitionen sicher seien. Deshalb riet er dazu, statt spanischer Bonds lieber Anleihen der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) zu kaufen, die den Rettungsschirm der Euro-Zone organisiert.

Allerdings soll in Zukunft ein Großteil der Deviseneinnahmen von Unternehmen und Privatinvestoren verwaltet werden. Insbesondere als Käufer von Rohstoffen haben die Chinesen Aufmerksamkeit erregt. "Die Welt wird sich daran gewöhnen müssen, dass China neben seinen Waren künftig auch immer mehr Kapital exportieren wird", sagt Lu Jinyong, Ökonom an der Pekinger Universität. "Bisher ist das noch sehr beschränkt, weil Auslandsinvestitionen in der Regel die Genehmigung der Zentralregierung brauchen, aber inzwischen werden internationale Engagements immer mehr ermutigt."