Russland hat vor dem NATO-Gipfel in Lissabon einmal mehr einen Einsatz eigener Soldaten in Afghanistan mit Nachdruck ausgeschlossen. "Dieses Thema ist tabu", sagte der russische NATO-Botschafter Dmitri Rogosin der Agentur Interfax. Russland sei aber bereit, Transitvereinbarungen für Militärtransporte auszuweiten, mehr Drogenfahnder auszubilden und Kampfhubschrauber für den Krieg zu verkaufen.

"In den Krieg werden wir uns aber unter keinen Umständen einmischen", sagte Rogosin. Wenn Präsident Medwedew am 20. November an dem NATO-Gipfel teilnehme, werde es keine Überraschungen geben. Russland sei an einer Zusammenarbeit mit der NATO interessiert, betonte Rogosin. Dabei werde Medwedew nicht die Rolle eines "Statisten" in Lissabon einnehmen. Es gehe um konkrete Ergebnisse. Laut Rogosins ist etwa eine Ausweitung der Vereinbarungen für Transporte nach Afghanistan möglich. Allerdings werde Kriegsgerät auch künftig nur auf dem Luftweg über Russland transportiert - und nicht auf Schienen. Per Bahn würden weiter lediglich Versorgungsgüter für die Truppen in Afghanistan transportiert.

Die NATO wird laut einem Zeitungsbericht Ende des Monats einen erweiterten Vertrag über den Transit von Truppenmaterial durch Russland von und nach Afghanistan abschließen. Derzeit gebe es nur Vereinbarungen zwischen einzelnen NATO-Staaten und Russland, zudem sei der Transit nur in Richtung Afghanistan möglich, zitierte die russische Zeitung "Kommersant" am Mittwoch eine Quelle im Moskauer Außenministerium. Auf dem Gipfel in Lissabon werde jedoch ein Vertrag mit der gesamten NATO über den Transit durch Russland in beide Richtungen geschlossen.