Erstmals seit der Eskalation in der Ukraine-Krise und am Rande der D-Day-Feierlichkeiten ist Russlands Präsident Wladimir Putin wieder mit führenden westlichen Politikern zusammengetroffen. Der britische Premier David Cameron übermittelte dem Kremlchef nach Angaben einer Sprecherin "einige sehr klare und sehr deutliche Botschaften". Cameron habe Putin mitgeteilt, dass es aus seiner Sicht "die Chance für eine erfolgreiche, friedliche und stabile Ukraine" gebe. Besonders jetzt, da es eine Präsidentschaftswahl gegeben habe. "Aber der Status Quo, die Situation, wie sie heute ist, ist nicht akzeptabel und muss geändert werden", sagte der britische Premier nach Angaben seiner Sprecherin. Die beiden Politiker kamen auf dem Pariser Flughafen Charles de Gaulle zusammen. Im Anschluss wurde Putin von Frankreichs Präsident François Hollande empfangen. Während es beim Zusammentreffen Cameron-Putin nach russischen Angaben keinen Händedruck der beiden Politiker gab, schüttelten sich Putin und Holland im Anschluss zu Beginn ihres Treffens im Elysee-Palast die Hand.

Ob es am Rande der D-Day-Feierlichkeiten in der Normandie am Freitag auch zu einem Treffen des Kremlchefs mit US-Präsident Barack Obama kommen wird, war am Donnerstagabend noch unklar. Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel will am Freitag jedenfalls mit Putin sprechen. Nach der international scharf verurteilten Annektierung der Schwarzmeerinsel Krim durch Russland Mitte März hatte es über Monate keine Treffen führender westlicher Politiker mit Putin gegeben.

D-Day-Feierlichkeiten begonnen

Zum Jahrestag der Landung der Alliierten im Zweiten Weltkrieg haben in mehreren Orten der Normandie die Feierlichkeiten begonnen. 70 Jahre nach dem D-Day werden am Freitag Staats- und Regierungschefs aus rund 20 Ländern zu den Zeremonien erwartet. Die größte Landungsoperation der Geschichte markierte am 6. Juni 1944 den Anfang der Befreiung Europas vom Nationalsozialismus.

Der britische Thronfolger Prinz Charles und seine Frau Camilla besuchten am Donnerstag unter anderem die Pegasus-Brücke bei Benouville, die zu Beginn des D-Day 1944 von britischen Fallschirmspringern eingenommen worden war. In Paris traf die britische Queen Elizabeth II. (88) zu einem dreitägigen Frankreich-Besuch aus Anlass der Zeremonien ein. Zudem sind etwa 1.000 Veteranen in die Normandie zurückgekehrt. Am Strand von Ouistreham, dem Ort der zentralen Feier, war am D-Day auch ein kleines Kontingent französischer Soldaten mit den Alliierten angelandet. Nationale oder binationale Feierlichkeiten sind vorgesehen in Colleville-sur-Mer mit Obama und Hollande, in Bayeux mit Elizabeth II., in Sainte-Marie-du-Mont (dänisch), Arromanches (niederländisch) oder Urville-Langannerie (polnisch). Neben unzähligen Gedenken und Feiern mit Veteranen aller beteiligten Nationen sind auch viele publikumswirksame Veranstaltungen geplant. Fallschirmspringer landen in Teilen der Normandie, Amphibienfahrzeuge und historische Panzer rollen über Strände, auf dem Wasser werden Bootsparaden organisiert.

"Barbarei der Nazis"

Papst Franziskus würdigte in einer D-Day-Botschaft den Kampf der alliierten Soldaten gegen die "Barbarei der Nazis". Das Gedenken an die Landung der Alliierten in der Normandie vor 70 Jahren sei eine Mahnung daran, "dass der Ausschluss Gottes aus dem Leben und den Gesellschaften der Menschen nur Tod und Leiden bringen kann", schrieb Franziskus. Am Rande der D-Day-Gedenkveranstaltungen in Frankreich sind in einem Normandie-Städtchen rund hundert Nazi-Objekte beschlagnahmt worden. Wie die Zeitung "La Presse de la Manche" am Donnerstag berichtete, wurden die anstößigen Devotionalien am Mittwoch auf einer Militärbörse in Sainte-Mere-Eglise feilgeboten. Sichergestellt wurden CDs mit SS-Liedern, Reproduktionen von Porträts von hohen Nazis und Propagandaplakaten, Armbinden der SS-Division "Das Reich" sowie Medaillen mit Hakenkreuzen.