Fast fünf Jahre lang war der US-Soldat Bowe Bergdahl in der Gewalt der Taliban in Afghanistan. Rund zwölf Jahre lang hielten die USA fünf hochrangige Funktionäre des früheren Taliban-Regimes im Lager Guantanamo Bay auf Kuba fest. Um den jetzt erfolgten Austausch der Gefangenen haben die beiden Konfliktparteien lange erfolglos gerungen.

Die Rückschläge dabei hatten auch schwerwiegende Folgen für die Bemühungen, die Taliban zu Friedensgesprächen zu bewegen. Nach einer Mitteilung der Aufständischen vom März 2012 hatten die USA einem Austausch schon damals zugestimmt gehabt. Der Schritt sollte eigentlich eine Art vertrauensbildende Maßnahme für weitere Gespräche sein, an deren Ende - so die Hoffnung des Westens - eine Verhandlungslösung für den Krieg in Afghanistan hätte stehen können.

Schon damals gab es in den USA allerdings erheblichen Widerstand dagegen, die fünf Taliban-Funktionäre aus dem Gefangenenlager zu entlassen. "Durch die Freilassung der hochrangigen Taliban-Gestalten aus Guantanamo wird Präsident (Barack) Obama ein weiteres Signal der Schwäche aussenden", meinte etwa das "Wall Street Journal".

Der Austausch kam nicht zustande. Die Taliban kritisierten, die USA zeigten keinen Willen, Abmachungen zu erfüllen. Die "vorläufigen Gespräche" mit Washington seien "Zeitverschwendung" - und würden daher ausgesetzt.

Im vergangenen Jahr unternahmen die Taliban und die USA dann einen erneuten Anlauf, zumindest Vorgespräche über Friedensverhandlungen zu führen. Die Taliban eröffneten mit Billigung der USA ein Verbindungsbüro in Doha im Golf-Emirat Katar. Die Eröffnung geriet zum Debakel, die Extremisten hissten die Taliban-Flagge und brachten ein Schild mit der Aufschrift "Islamisches Emirat Afghanistan" an - so hieß das Land unter dem Ende 2001 gestürzten Taliban-Regime.

Der afghanische Präsident Hamid Karzai tobte - und bestand darauf, die Taliban müssten mit seiner gewählten Regierung statt mit den USA verhandeln. Dazu zeigten die Taliban, die Karzai für einen Handlanger der USA halten, allerdings weder damals noch heute Bereitschaft.

Erst im Februar berichtete die "Washington Post" dann, die US-Regierung wolle die Gespräche über den Gefangenenaustausch wiederbeleben. Die Taliban bestätigten das in einer Mitteilung - in der sie allerdings gleichzeitig mitteilten, die Gespräche darüber wieder einmal auszusetzen. Als kryptischen Grund gaben sie die "komplizierte Lage im Land" an.

Auch um das Taliban-Verbindungsbüro in Doha wurde es nach dem Eröffnungsdebakel ruhig - dass es überhaupt noch existiert, wurde erst bei dem nun von Katar vermittelten Gefangenenaustausch wieder deutlich. Die Taliban teilten am Sonntag mit, Vertreter des Büros und des in Pakistan vermuteten Führungsrates der Taliban würden die fünf Taliban-Funktionäre in Empfang nehmen. Diese würden künftig mit ihren Familien in Katar "ein normales Leben" führen.

Nach dem Durchbruch steht nun die Hoffnung im Raum, dass vielleicht auch weitere Gespräche mit den Taliban möglich sein könnten. Viel Zeit dafür bleibt nicht. Erst am vergangenen Dienstag hat Obama angekündigt, bis Ende 2016 bis auf ein Kontingent zum Schutz der US-Botschaft alle Soldaten abzuziehen.

Die Reaktion der Taliban darauf gab allerdings wenig Grund zum Optimismus. Sie kündigten an, ihren Kampf unverändert fortzusetzen. Der "Jihad" sei verpflichtend, teilten die Taliban mit. "Sogar die Anwesenheit eines einzelnen amerikanischen Soldaten in Afghanistan ist inakzeptabel."