Sie haben bei der Angelobung mit dem Zusatz "vor dem Heiligen Herzen Jesu Christi" Aufsehen erregt. Ist das Ausdruck Ihrer Religiosität oder Ihrer regionalen Herkunft. ANDRÄ RUPPRECHTER: Wenn die Möglichkeit besteht, bei der Angelobung eine religiöse Zusatzformel zu verwenden, nehme ich mir als religiöser Mensch dieses Recht heraus. Frau Merkel hat es auch getan.

Nicht nur Merkel, auch die SPD-Minister. RUPPRECHTER: Das freut mich, dass das bis nach Berlin ausstrahlt.

Das meinen Sie nicht im Ernst? RUPPRECHTER: Der Zusatz ist Ausdruck meiner Tiroler Herkunft. Es gab den berühmten Schwur von Andreas Hofer bei der ersten Berg-Isel-Schlacht. Wenn sich jetzt die Herz-Jesu-Koalition etabliert, habe ich kein Problem.

Bitte, was ist eine Herz-Jesu-Koalition? RUPPRECHTER: Die politische Farbenlehre, wie ich mein Amt anlegen werde, ist schwarz-rot-grün. Schwarz steht für die Werte und die christliche Soziallehre. Rot für Solidarität und Nächstenliebe, Grün muss ich nicht erläutern.

Sie hätten lieber eine Dreier-Koalition mit den Grünen, also eine Jamaika-Koalition? RUPPRECHTER: Das heißt nicht Jamaika, sondern Herz-Jesu-Koalition. Das sind zufällig die Herz-Jesu-Farben. Sie müssen auch die Position eines Ministers sehen, der in eine rotschwarze Koalition gekommen ist, aber aus einer Region kommt, in der Schwarzgrün regiert. Schwarzgrün hat sich als positives und konstruktiv Erfolgsmodell bewahrheitet. Schwarz-Rot-Grün ist die Zukunft.

Sie hatten nicht einmal fünf Minuten Zeit, um sich für das Amt zu entscheiden. Kein größerer internationaler Konzern würde einen solchen Schnellschuss machen. RUPPRECHTER: Ich hatte eine andere Lebensplanung. Ich hatte mich für einen internationalen Top-Job beworben, für den Generalsekretär des Ausschusses der Regionen. Dort hat es ein langes Auswahlverfahren gegeben mit mehr als 30 Kandidaten. Zum Schluss musste ich mich einem Hearing stellen und wurde einstimmig für diesen Posten vorgeschlagen. Vielleicht hat sich der ÖVP-Vorstand davon erleuchten lassen, dass ich für einen Top-Job geeignet bin.

Sie sind ein Agrarexperte, aber das qualifiziert nicht automatisch für ein politisches Amt. Warum trauen Sie sich das Amt zu? RUPPRECHTER: Wenn ich geeignet bin für einen internationalen Top-Job, kann man davon ausgehen, dass ich das politische Management beherrsche. Dass ich politisch agieren kann, werde ich in Zukunft zeigen.

Sind Sie für die Niederungen der Innenpolitik gerüstet? RUPPRECHTER: Ich komme von den Bergen, aber auch das flache Land ist mir sehr gelegen.

Einen Riesenwirbel hat die Auflösung des Wissenschaftsministeriums verursacht. Es gibt 280.000 Studenten, aber nur 173.000 Bauern. Welche Existenzberechtigung hat ein Agrarministerium? RUPPRECHTER: Es geht nicht um die Zahl der Landwirte. Die Bauern tragen eine große Verantwortung für den ländlichen Raum, für die Produktion von hochqualitativen, naturnahen Lebensmitteln, für unsere Lebensgrundlagen.

Sie sind auch Umweltminister, Wo stehen Sie im Ernstfall? Auf der Seite der Umwelt oder doch auf der Seite der Bauern? RUPPRECHTER: Es geht nicht um einen Gegensatz.

Das ist manchmal aber reines Wunschdenken. Bei dem jüngsten Streit um die Pestizide und die Bienen hat es eine massiven Interessenkollision gegeben. RUPPRECHTER: Wir werden dieses Problem auf europäischer Ebene regeln. Ich werde mich mit Nachdruck für einen nachhaltigen Bienenschutz in Österreich und in Europa einsetzen.

Gut, aber es gibt ja doch immer wieder Gegensätze zwischen Umwelt und Landwirtschaft? RUPPRECHTER: In meiner Partnerschaft mit meiner Frau haben wir öfters Interessensgegensätze, aber wir sind dann immer in der Lage, einen gemeinsamen Nenner zu finden.

Sind Sie im Ernstfall eher ein Bauer oder Umweltschützer? RUPPRECHTER: Im Ernstfall bin ich ein Grüner, ein Grüner der ersten Stunde, dem die Bauern am Herzen gelegen sind.

Zum neuen Koalitionsvertrag: Wird es für die Bauern künftig finanzielle Einbußen geben? RUPPRECHTER: Ich werde mich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass die Bauern eine solide Grundlage haben. Wir müssen aber alle den Gürtel enger schnallen, auch ich.