Wie können Rot und Schwarz eine vernünftige Koalitionsbasis finden?

KLAUS WOLTRON: Das wird nicht einfach, das sind zwei Kulturen wie Öl und Wasser. Sie müssten zunächst die Schnittmengen ihrer Interessen genau feststellen.

Glauben Sie nicht, dass sich beide bis ins Detail kennen?

WOLTRON: Ich habe da Zweifel. Viel mehr als Glaubensbekenntnisse ohne jede Tiefe sind über den anderen wohl nicht geläufig.

Womit sollen sie beginnen? WOLTRON: Nach meinen Erfahrungen bei der Sanierung des Voest-Maschinenbaus oder der Fusion zur ABB Austria sind Arbeitsgruppen zu bilden. Oft dauert es viele Monate, bis die kriegerische Stimmung eingedampft ist. SPÖ und ÖVP kennen sich schon, da könnte es schneller gehen.

Und was sollen die machen?

WOLTRON: Sie müssen wie ein Konsortium von Firmen fünf, sechs Schwerpunktthemen präzis aufdröseln. Dabei sind kraftvolle Moderatoren oder Mediatoren günstig zur Zielfindung. In Österreich artet sonst alles gleich in unwürdiges Gegacker und Endlospalaver aus.

Woran sind erfolgreiche Verhandlungen ablesbar?

WOLTRON: Wenn es keine herzeigbaren, mit innerer Mühsal erarbeiteten Kompromisse gibt, sind sie gescheitert. Aber das wäre 90 Prozent der Beteiligten ohnehin wurscht. Die wollen doch nur ihre Posten retten.