Eva Glawischnig seufzt. Sie weiß, dass sie das nicht tun soll. Ihre Berater haben es ihr gesagt. Aber die Frage aus dem Publikum beim Kleine Zeitung-Wahlsalon im Grazer Kunsthaus zwingt die Grünen-Chefin dazu.

"Warum gibt es in Österreich kein Pfandsystem für Plastikflaschen", will die junge Frau wissen. Glawischnig seufzt - sagt aber: "Ich versuche, ohne Seufzen an Berlakovich zu denken." Umweltminister Nikolaus Berlakovich (VP) hat sie als Blockierer eines Pfandsystems ausgemacht. Die Grünen selbst wollen jedenfalls mittels verpflichtender Quoten die Verbreitung von Pfand- und Glasflaschensystemen fördern.

Als zwingende Koalitionsbedingung für eine mögliche schwarz-grüne Regierungszusammenarbeit taugt das Flaschenproblem nicht. Da nennt Glawischnig ganz andere Kaliber. Eine "Eintrittsvoraussetzung für Gespräche mit der ÖVP" sei, dass "sie zu Kontrolle ein normales Verhältnis entwickelt und nicht zu Macht." Weil, so Glawischnig: "Das beste Mittel gegen Korruption ist Transparenz".

Dass der Korruptions-Untersuchungsausschuss einst von Rot-Schwarz eilig abgedreht wurde, wurmt sie noch immer. Die Geschichte der Kärntner Hypo auch. "Das ist für mich ein Drama in drei Akten: von der kleinen Regionalbank über die enormen Haftungen, die das Land Kärnten übernommen hat, bis zum Verkauf an die Bayerische Landesbank." Den damaligen Jörg-Haider-Ausspruch - "Kärnten wird reich!" - habe sie immer noch im Ohr, sagt sie. Und seufzt. "Da kann man ja nur seufzen."

Glaubt man Umfragen, wird sie es am Wahltag nicht müssen. Die Stimmungsbarometer sagen den Grünen Zuwächse voraus. Und Glawischnigs persönliches Wahlziel? Sie habe beim sommerlichen Schwimmen im See immer eine Zahl vor Augen gehabt: "16,4 Prozent - aber das ist schon sehr hoch gegriffen." Jedenfalls gelte es, zu verhindern, dass ÖVP und SPÖ zusammen wieder mehr als 50 Prozent haben. "Dann ist Historisches gelungen, weil vor zehn Jahren hatten sie noch fast 80 Prozent", vergleicht Glawischnig.

Wunsch nach Veränderung

Sie jedenfalls orte in der Bevölkerung einen dringenden Wunsch nach Veränderung. "Zum Beispiel in der Schulpolitik: Heraus aus den Schützengräben", formuliert die Grünen-Chefin angriffig. Die Position ihrer Partei - Ganztagsschule mit einer Kernzeit von 9 bis 15 Uhr - begleitet sie mit der Forderung nach für dieses Unterrichtsformat adäquaten Arbeitsplätzen für das Lehrpersonal an den Schulen.

Auch die Grüne Forderung nach einer bedarfsgerechten Mindestsicherung verteidigt sie.

"Das ist keine soziale Hängematte. Österreich muss sich nicht dafür genieren, Leuten eine Mindestsicherung zu zahlen, die sie brauchen." Mehr Geld sollte es zudem für die Forschungsförderung geben. "Aber Minister Töchterle hat die letzten fünf Jahre nichts anderes gemacht, als über Studiengebühren gesprochen", stichelt Glawischnig wieder Richtung ÖVP. Und seufzt. "Jetzt seufze ich schon wieder", folgt die Selbstkritik auf den Fuß.

Was sie von einer Vollprivatisierung von Verbund und anderen Energieversorgern hält, die noch im Teilbesitz der öffentlichen Hand sind, will das Moderatoren-Duo Claudia Gigler und Ernst Sittinger (Kleine Zeitung) wissen: "Da hätte ich große Vorbehalte. Grundversorgungseinrichtungen wie Strom und Wasser sind Bereiche, wo man nicht mit Aktienrecht arbeiten sollte."

Wie oft ihre Meinung von der Parteilinie abweiche, will ein Zuhörer noch wissen. "Hundert Prozent kann es nie geben. Ich bin mit meinem Mann auch nicht in allen Fragen einer Meinung und trotzdem habe ich ihn geheiratet."