Beim Bundesheer hat er gelernt, sportlich zu sein, "als Jäger musst Du das sein, wenn Du Dich im Gelände abseilst".

Vom Ministrantenamt hat er sich abgeseilt, nachdem der Kollege und Bruder neben ihm mitten während der Messe eine Ohrfeige kassierte, weil das Messbuch auf der großen Zehe des Pfarrers gelandet war.

Und die Seilschaft mit Werner Faymann will er zumindest optimieren: "Ich möchte gerne die Führung übernehmen im Land."

Thomas Götz (stellvertretender Chefredakteur) und Michael Jungwirth (Leiter des Ressorts Innenpolitik der Kleinen Zeitung) wollen es genauer wissen. Fühlt er sich als Steigbügelhalter des amtierenden Bundeskanzlers Werner Faymann? "Nein, aber man muss Kompromisse schließen, von Anfang an. Die Agenda bestimmt der Erste." Fast flehentlich der Nachsatz: "Lasst es mich doch probieren."

Projekte müssten am Anfang stehen, darauf die Reformpartnerschaft aufzubauen. "Und wir brauchen die Bundesländer mit an Bord." Sie müssten mit am Tisch sitzen, wenn die Themen abgearbeitet werden.

Projekt Nummer 1: Arbeitsplätze schaffen. 420.000 an der Zahl. Ist er größenwahnsinnig, will ein Zuhörer später wissen? Wahlkämpferin Merkel verspreche für ganz Deutschland kaum mehr. Das bringt den ÖVP-Chef nicht aus der Fassung. "Durchgerechnet" sei alles, von einem Wirtschaftsforschungsinstitut. Auf Basis von konkreten Maßnahmen, die 200 Unternehmer eingebracht hätten.

Projekt Nummer 2: Eine familienfreundliche Steuerpolitik. Familien mit mehreren Kindern sollen weniger zahlen. Spindelegger bringt eigene Erfahrung ein: "Mein Sohn fährt jetzt mit der Schulklasse nach Großbritannien. 735 Euro kostet mich das pro Woche. Ich kann mir das leisten, aber viele andere nicht."

Die Verwaltungsreform, die Bildungsreform, die Pensionsreform will Spindelegger angehen. Die Reformpartnerschaft in der Steiermark ist nicht Schwarz-Rot sondern Rot-Schwarz. Wäre Spindelegger auch als Nummer 2 für eine neue Liebe zu Faymann zu haben? "Ich denke nicht an Koalitionen, ich denke an die Wahl." Jetzt müsse man kämpfen. "Zweieinhalb Wochen ist noch Zeit, da ist noch viel drin." Das Publikum im Orpheum glaubt an ihn. Nur wenige rote Karten signalisieren "Nein" auf die Frage, ob man ihm noch zutraut, als Erster durchs Ziel zu gehen.

Nicht jeden Tag ein Bier

Zwischen den steirischen Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) und seinen Kopiloten Hermann Schützenhöfer (ÖVP), passt seit Ausrufung der Reformpartnerschaft kein Löschblatt mehr. Wie nahe will Spindelegger seinem Partner kommen? Nicht allzu nah. "Ich muss nicht jeden Tag ein Bier mit ihm trinken, habe ich auch noch nicht. Aber eine konstruktive Partnerschaft ist möglich."

Co-Moderatorin Birgit Baustädter sammelt die Fragen aus dem Internet und im Saal. Ein Zuhörer bringt die Kardinalfrage ein: Ist ihm klar, dass Reformpartnerschaft auch heißen würde, dass die eigenen Leute auf der Straße gegen die Chefs mobilisieren, etwa die Gewerkschaft, wenn's um Maßnahmen geht, die weh tun? Ja. "Als erstes werde ich alle Sozialpartner an den Tisch holen. Aber irgendwann müssen Entscheidungen fallen."

Das Phänomen Stronach spiegelt für Spindelegger den Wunsch nach Veränderung, aber er bezieht es nur auf die Rangordnung, nicht auf die Koalition: " Lasst einmal uns Schwarze ran."

Als nächstes nehmen gleich drei Spitzenpolitiker im Wahl-Salon der Kleinen Zeitung Platz: Philip Pacanda (Piraten), Kurt Luttenberger (KPÖ) und Matthias Strolz (NEOS) werden am 17. September von Claus Albertani und Claudia Gigler interviewt. Schauplatz ist das Orpheum, kleiner Saal. Beginn: 18.30 Uhr