Die Rettung von Banken kostet Europas Steuerzahler seit Jahren Milliarden. Nun steuert die EU um. Künftig soll die Rettung kippender Banken nicht mehr ganze Staaten in den Abgrund reißen können. Die EU zieht damit die Lehre aus dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman 2008. Die neuen Regeln sollen 2015 kommen.

Wer zahlt bisher für die Rettung von Banken?

Der Bürger, sprich der Steuerzahler. Vom Ausbruch der Finanzkrise 2008 bis 2011 genehmigte die EU-Kommission 4,5 Billionen Euro Staatshilfen für marode Institute. Die Bankenrettung hat in den vergangenen Jahren riesige Löcher in die Staatshaushalte gerissen. Viele Länder mussten neue Schulden machen, was die Euro-Schuldenkrise verschärfte. Diesen Teufelskreis will Brüssel durchbrechen.

Warum kann man Banken nicht einfach pleitegehen lassen?

Weil sie wichtige Aufgaben für Wirtschaft und Gesellschaft erfüllen. Banken sammeln Geld, verleihen Kredite an Verbraucher und Firmen und wickeln Zahlungssysteme ab. Außerdem sind Banken über gegenseitige Geschäfte miteinander verzahnt. Stürzt eine Bank, reißt sie andere Geldhäuser mit sich - der gefürchtete Domino-Effekt.

Was ändert sich künftig in der EU?

Neu ist, dass bei der Sanierung generell Aktionäre und Gläubiger der Bank für Verluste haften müssen (Englisch: "Bail-in").

Was ist mit dem Geld der kleinen Sparer?

Kundengelder bis zu 100 000 Euro sind dank der gesetzlichen Einlagensicherung sicher. Sie werden nicht für die Rettung benutzt.

In welcher Reihenfolge müssen Eigentümer und Gläubiger haften?

Als erstes werden die Eigentümer herangezogen. Danach sind Gläubiger an der Reihe. Also auch Großanleger und kleine Firmen mit Spareinlagen von mehr als 100 000 Euro, aber nur in letzter Konsequenz. Kleinsparer sind geschützt. Wie genau die Lasten verteilt werden, ist zwischen den EU-Staaten noch umstritten.

Springt auch der Rettungsfonds ESM ein?

Der ESM soll bei Bankenhilfen nur als "ultima ratio" am Zug sein, darauf pocht vor allem Deutschland. Die Euro-Finanzminister hatten am Vortag beschlossen, dass für direkte Finanzspritzen im ESM bis zu 60 Mrd. Euro zur Verfügung stehen sollen. Ziel ist, Fälle wie in Spanien zu verhindern, wo Krisenbanken den ganzen Staat in Schwierigkeiten brachten. Hilfe ist an strenge Bedingungen gebunden.

Wo liegen noch Streitpunkte?

Viele Länder fordern nationale Ausnahmen. Frankreich will etwa bei der Haftung die Einlagen von Krankenhäusern grundsätzlich ausnehmen. Großbritannien will wie bisher von den Banken eine Steuer kassieren, die in den Staatshaushalt fließt, anstatt in einen gesonderten Topf. Schweden hat schon weitreichende Regeln und möchte diese behalten.

Wird es auch Abwicklungsfonds geben?

Ja, nach deutschem Vorbild sollen alle EU-Länder nationale Krisenfonds aufbauen, die die Banken selbst mit Abgaben finanzieren. Solch ein Topf würde die Kosten der Sanierung und Abwicklung - etwa Garantien für eine "Brückenbank" - tragen. Strittig ist noch, wie viel Geld einbezahlt wird und auf welcher Grundlage. Für den Aufbau solcher Fonds sollen die EU-Staaten zehn Jahre Zeit bekommen. Gegen einen gemeinsamen europäischen Fonds hat vor allem Berlin Vorbehalte.

Wie geht es weiter mit der Bankenunion?

Die Regeln für Bankenpleiten und direkte Bankenhilfen durch den ESM sind wichtige Bausteine der EU-Bankenunion. Eine einheitliche Aufsicht ist schon beschlossen, braucht aber mehr Zeit als erwartet. Sie soll Mitte 2014 unter dem Dach der Europäischen Zentralbank (EZB) die Arbeit aufnehmen. Eine europaweite Einlagensicherung für private Konten ist angedacht, wegen Widerstands auch aus Deutschland aber noch Zukunftsmusik. Auch ein einheitlicher Mechanismus zur geordneten Abwicklung der Banken soll kommen, die EU-Kommission will dazu bis Sommer einen Vorschlag machen.