Die Zahl der Opfer des Wirbelsturms "Sandy" ist am Donnerstag das zweite Mal innerhalb weniger Stunden nach oben korrigiert worden. Der Nachrichtensender CNN meldete, dass die Behörden nun von 88 Toten ausgingen. Allein fast die Hälfte, 38 Opfer, seien in der Stadt New York registriert worden. Noch am Morgen war die Totenzahl für die Ostküste der USA mit etwa 50 angegeben worden. 67 Menschen hatte der Sturm schon zuvor in der Karibik in den Tod gerissen.
Unter den Opfern sind viele Menschen, die bisher als vermisst galten. Darunter sind auch zwei kleine Buben. Die Mutter hatte mit den zwei und vier Jahre alten Kindern im Auto zu fliehen versucht, war aber im Wagen von den Wassermassen überrascht worden. Als sie flüchtete, riss eine Welle ihr die beiden kleinen Kinder aus den Armen. Ihre Leichen wurden nach Angaben des Senders NBC am Donnerstag im Schlamm gefunden.
US-Wahlkampf wieder aufgenommen
Nach dreitägiger Wahlkampfpause ist US-Präsident Barack Obama wieder auf Stimmenjagd gegangen. In einer Rede in Green Bay im Bundesstaat Wisconsin lobte Obama seine Landsleute am Donnerstag dafür, angesichts der Sturmkatastrophe zusammengerückt zu sein. Für sein Krisenmanagement nach "Sandy" erhielt der Präsident in einer Umfrage gute Noten.
Fünf Tage vor der Präsidentschaftswahl präsentierte sich Obama in Green Bay erneut als Verfechter von sozialer Gerechtigkeit und warb um eine zweite Amtszeit. "Unser Kampf geht weiter, weil es Amerika immer am besten gegangen ist, wenn alle eine faire Chance bekommen", sagte der Präsident. "Das ist, woran wir glauben." Neben Wisconsin wollte Obama am Donnerstag auch in Nevada und Colorado Wahlkampf machen.
"Sandy" war in der Nacht zum Dienstag über die US-Ostküste hinweggezogen und hatte schwere Verwüstungen verursacht. Mehr als 80 Menschen kamen ums Leben. Seit Montag hatte Obama das Krisenmanagement vom Weißen Haus aus beaufsichtigt. Einer Umfrage der "Washington Post" und des TV-Senders ABC News zufolge waren acht von zehn US-Bürgern sehr zufrieden mit der Arbeit des Präsidenten.
Vor dem Abflug in Washington wurde Obama nach Angaben seines Sprechers am Donnerstag erneut über die aktuelle Lage in den von dem Unwetter betroffenen Gebieten informiert. Der Präsident werde mit dem Leiter der nationalen Katastrophenschutzbehörde FEMA, Craig Fugate, in regelmäßigem Kontakt stehen.
Am Mittwoch hatte Obama das Katastrophengebiet in New Jersey besucht. Dabei sagte er den Sturmopfern langfristige und unbürokratische Hilfe zu. "Wir werden dafür sorgen, dass ihr alle Hilfe bekommt, die ihr braucht, bis ihr wieder alles aufgebaut habt", versprach der Präsident.
Der republikanische Kandidat Mitt Romney war am Donnerstag im Bundesstaat Virginia auf Wahlkampftour. Romney machte sich über einen Vorschlag Obamas lustig, ein neues Ministerium für Wirtschaft zu schaffen. "Wir brauchen keinen Minister, der Wirtschaft versteht. Wir brauchen einen Präsidenten, der Wirtschaft versteht, so wie mich", sagte der Republikaner. Als Romney am Mittwoch nach 24-stündiger Pause wieder in den Wahlkampf eingestiegen war, hatte er noch auf direkte Attacken gegen Obama verzichtet.
Der Ausgang der Wahl am kommenden Dienstag steht auf Messers Schneide. In landesweiten Umfragen liegen Obama und Romney praktisch gleichauf. Allerdings wird der US-Präsident nicht nach dem nationalen Stimmenanteil, sondern von einem Wahlmännergremium gekürt. Dort spiegeln sich die Ergebnisse aus den einzelnen Bundesstaaten wider. Experten räumen Obama noch immer die größeren Chancen ein, am Ende die nötigen 270 Wahlmännerstimmen zu erreichen.