Europa steht ein heißer Herbst bevor: In Spanien und in Griechenland gingen am Mittwoch Hunderttausende Menschen auf die Straße, um ihrer Wut gegen geplante neue Sparmaßnahmen Ausdruck zu verleihen.

Dabei kam es in Madrid und in Athen zu Ausschreitungen. In Spanien war die Kundgebung von der Protestbewegung der "Empörten" organisiert worden und verlief zunächst friedlich.

Auf den meisten Protestschildern prangte nur das Wort "No". Es ist ein "Nein" der Demonstranten zu immer neuen Kürzungen bei staatlichen Aufgaben wie etwa der Bildung, wo viele öffentliche Kindergärten, Schulen und Universitäten mangels Geldes pädagogische Angebote streichen müssen und keine neuen Lehrmaterialien mehr kaufen können. "Mehr Bildung, weniger Polizei", skandierten die Menschen. Mehr als 1000 Polizisten hatten das Parlament abgeriegelt.

Als Steine flogen und Demonstranten versuchten, die Barriere zu durchbrechen, eskalierte die Lage. Die Beamten griffen mit Knüppeln und Gummigeschossen ein. Mindestens 64 Menschen wurden verletzt, 38 Personen wurden festgenommen.

Das Parlament debattierte zu dieser Zeit über Spaniens tiefe Krise, in deren Folge die Arbeitslosigkeit bereits auf mehr als 25 Prozent geklettert und das Land an den Rand der Zahlungsunfähigkeit geraten ist. Der konservative Ministerpräsident Mariano Rajoy kündigte neue Kürzungen und Steuererhöhungen an, um das explodierende staatliche Defizit in den Griff zu kriegen.

In Griechenland hat sich die Dreiparteienregierung unter Ministerpräsident Antonis Samaras endlich auf ein Sparpaket verständigt. Es ist Voraussetzung für die Freigabe bereits bereitstehender Hilfskredite von 31,5 Milliarden Euro und soll die Haushalte der beiden kommenden Jahre um knapp 11,9 Milliarden Euro entlasten. Weitere zwei Milliarden entfallen auf Steuererhöhungen.

Generalstreik eskaliert

Gewerkschaften und Oppositionsparteien lehnen den Sparkurs ab. Wegen Generalstreiks blieben Ämter, Ministerien und Schulen geschlossen. Der Fährverkehr von Piräus zu den Inseln ruhte, es kam auch zu Verspätungen im Flugverkehr. In Athen gingen in einer der größten Demonstrationen der vergangenen Jahre fast 100.000 Menschen auf die Straßen. Im Anschluss an die zunächst friedlich verlaufenen Proteste kam es am Nachmittag zu Ausschreitungen, als etwa 200 vermummte Anarchisten die Polizei mit Steinwürfen und Molotowcocktails angriffen. Die Beamten setzten Tränengasgranaten ein. 20 Polizisten wurden leicht verletzt, rund 100 Demonstranten festgenommen.