Noch vor wenigen Tagen kritisierte Ägyptens neuer Innenminister Ahmad Jamal a-Din die Warnung der israelischen Anti-Terrorbehörde, den Sinai wegen eines drohenden Attentats sofort zu verlassen: "Ägypten nimmt Israels Warnungen zwar ernst, aber die meisten wollen nur Touristen einschüchtern und die Besucherströme vom Sinai nach Eilat umleiten", sagte a-Din. Weit gefehlt: In der Nacht auf Montag ereignete sich an der israelisch-ägyptischen Grenze ein schweres Attentat. Terroristen töteten 16 ägyptische Grenzschützer. Die Täter seien "Beduinen aus dem Sinai" und "Jihadisten, die durch Tunnel aus dem Gazastreifen eindrangen", gewesen, hieß es in Kairo.

Gegen acht Uhr abends fuhren zwei Geländewagen mit Männern in schwarzer Uniform auf der ägyptischen Seite der Grenze vor Checkpoint 16 vor, wo Israel, Ägypten und der Gazastreifen aufeinanderstoßen. Sie stürmten den Grenzposten, töteten 16 Soldaten und verletzten sieben. Danach bemächtigten sich die Angreifer zweier Armeefahrzeuge und griffen damit Israel an. Einen Schützenpanzer lenkten sie durch die Bresche im Grenzzaun. Sie kamen nicht weit: Die Israelis hatten die Attacke erwartet. Der Panzer wurde zerstört, sechs Terroristen getötet.

Nach dem Sturz Husni Mubaraks im Januar 2011 entstand auf der Sinai-Halbinsel ein Machtvakuum, das von Schmugglern, Kriminellen und Extremisten gefüllt wurde: "Es gibt keine Terrororganisation, die dort nicht vertreten ist: Von Al Kaida, über die Hamas bis zu Verbündeten des Iran", sagt Benjamin Ben Elieser, Israels ehemaliger Verteidigungsminister. Israel wurde wiederholt vom Sinai aus angegriffen.

Für Jerusalem könnte der Angriff dennoch positive diplomatische Konsequenzen haben. Das Attentat könne "für die Ägypter ein Weckruf sein, die Probleme am Sinai mit mehr Ernst anzugehen", meinte Verteidigungsminister Ehud Barak. Die Bluttat scheint einen Schulterschluss zwischen der radikal-islamischen Hamas in Gaza und Ägyptens neuer Staatsführung vorerst einen Riegel vorzuschieben. "Die Sicherheitskräfte werden wieder alle Teile des Sinai unter Kontrolle bringen", sagte Präsident Mursi in Kairo.