EVP-Spitzenkandidatin Ursula von der Leyen weilte in der Schlussphase des EU-Wahlkampfs am Freitag in Österreich. Abgeschottet von den Medien und der Öffentlichkeit besuchte die Kommissionspräsidentin das renommierte Grundlagenforschungszentrum ISTA in Klosterneuburg, dann traf sie ÖVP-Chef Karl Nehammer zum Mittagessen in der Innenstadt. Pressetermine oder Bürgerkontakte waren keine vorgesehen. In Klosterneuburg traf sie ÖVP-Spitzenkandidat Reinhold Lopatka, Wissenschaftsminister Martin Polaschek sowie Finanzminister Magnus Brunner – er scheint derzeit die besten Karten für das Amt des EU-Kommissars zu besitzen.

Von der Leyen buhlt um Stimmen für die Juli-Wahl

Warum die Visite den Charakter eines Geheimbesuchs hatte, bleibt offen. So verfügt Von der Leyen in ÖVP-Kreisen wegen ihrer Klima- wie auch Flüchtlingspolitik über geringe Sympathiewerte – im Unterschied zu CSU-Spitzenkandidat Manfred Weber, dem die ÖVP zu Wochenbeginn den roten Teppich ausgerollt hatte. Vor allem ist Von der Leyen in diesen Wochen damit beschäftigt, sich die nötige Mehrheit für die entscheidende Abstimmung im Juli im EU-Parlament zu sichern. 2019 wurde sie nur hauchdünn zur Kommissionschefin gewählt.

Brunner als Favorit im EU-Kandidatenkarussell

Angeblich stand beim informellen Austausch mit Nehammer auch die Kommissarsfrage auf der Agenda. Die bisherige Favoritin, Karoline Edtstadler, ist zwar noch nicht aus dem Rennen, offenbar präferiert der Kanzler derzeit den Finanzminister, der als Personalreserve in der Volkspartei gehandelt wird.