Fast auf den Tag genau vor einem Jahr beendete Pamela Rendi-Wagner ihre politische Karriere an der Spitze der SPÖ. Am 3. Juni ging der turbulente Sonderparteitag in Linz über die Bühne. In einer Kampfabstimmung setzte sich damals Andreas Babler gegen Hans-Peter Doskozil durch. In Linz wurde noch der burgenländische Landeshauptmann als Gewinner gefeiert, bald darauf wurde die Peinlichkeit publik, dass man sich verzählt hatte. Der Traiskirchner Bürgermeister wurde zeitverzögert auf den Schild gehoben.

Verbittert über die innerparteilichen Querschüsse hatte Rendi-Wagner nach der Schlappe bei der Landtagswahl in Kärnten eine Urabstimmung vom Zaun gebrochen, die sie knapp verlor. Gleich danach verschwand sie sichtlich erlöst, erleichtert, befreit von den Intrigen von der Bildfläche. Weder am SPÖ-Parteitag noch am 1. Mai wurde sie gesichtet. Nur zweimal trat die 53-jährige Ex-SPÖ-Chefin in der Öffentlichkeit auf: beim Neujahrskonzert, wo sie mit Altbundespräsident Heinz Fischer erschienen ist sowie im März 2024 beim Hearing im EU-Parlament.

Bekanntlich kandidierte die habilitierte Epidemiologie für den Chefsessel der EU-Gesundheitsbehörde ECDC – und machte denn auch das Rennen gegen eine Reihe von Konkurrenten aus ganz Europa. Die in Solna bei Stockholm angesiedelte Behörde widmet sich vor allem dem Kampf gegen Infektionskrankheiten. In dem Hearing, das die die einstige Gesundheitsministerin souverän absolvierte, legte sie ein Bekenntnis zur Impfung ab. „Das Vertrauen in die Wirksamkeit von Impfungen muss wieder hergestellt werden“, meinte die einstige Tropenmedizinerin, denn die nächste Pandemie komme bestimmt.

In genau zwei Wochen, am 17. Juni, tritt Rendi-Wagner ihr neues Amt in Schweden an. „Sie ist wieder in ihrem Element und wirkt sehr gelöst“, berichten Weggefährten. In den letzten Wochen war sie in Vorbereitung ihrer neuen Aufgabe international unterwegs, an diesem Wochenende weilt sie beim Bilderberg-Treffen in Madrid. Dem Vernehmen wird sie nicht mit Sack und Pack in den Norden ziehen. Ihre beiden Töchter bleiben in Wien, ihr Mann arbeitet im Außenamt.