Nach der Freude über das Kriegsende und die Befreiung vom nationalsozialistischen Terrorregime war die Situation der meisten Frauen in Österreich davon bestimmt, dass sie für die Ernährung und Versorgung ihrer Familien verantwortlich waren. Dabei stellte etwa die prekäre Ernährungssituation ein großes Problem dar, wobei die Lage in den Monaten Mai und Juni 1945 besonders ernst war, erhielten die Menschen doch kaum mehr als 800 Kalorien pro Tag.

Die schlechten Ernährungsbedingungen führten auch zu einer beträchtlichen Erhöhung der Säuglings- und Kindersterblichkeit, welche im Mai und Juni 1945 auf bis zu 20 Prozent anstieg. Nur die Lebensmittel- und Wirtschaftshilfe der USA, der UNO, der Schweiz, Skandinaviens, der Sowjetunion und Kanadas halfen über den strengen Winter 1945/46. Auch 1946 stammten noch 60 Prozent der verfügbaren Lebensmittelrationen aus Hilfslieferungen.

Hausarbeit war Schwerstarbeit

Es herrschte aber nicht nur Mangel an Lebensmitteln, sondern auch an Wohnraum und allen anderen Gütern, wie Brennstoffen, Seife, Wasch- und Reinigungsmitteln, Kleidung, Strümpfen und Schuhen. Die besonders für die in den Städten lebenden Frauen meist sehr mühsamen Versuche, lebensnotwendige Güter auf dem Schwarzmarkt oder durch Hamsterfahrten zu erhalten, gehörten zum damaligen Frauenalltag, brachten aber vielfach nicht die erwünschte Abhilfe. Hausarbeit war in dieser Zeit Schwerstarbeit und konnte nicht mit Hausarbeit in Normalzeiten verglichen werden.

Zu diesen existenziellen Problemen kam die mit der Stationierung von etwa 350.000 Besatzungssoldaten verbundene große und in vielen Fällen berechtigte Angst vieler Frauen vor Plünderungen und Vergewaltigungen, zu denen es auch tatsächlich gekommen war, häufig – aber im Gegensatz zur kollektiven Erinnerung der österreichischen Gesellschaft nicht nur – in den von sowjetischen Soldaten besetzten Gebieten. Schätzungen zufolge wurden in den ersten Wochen nach Kriegsende mehr als 270.000 Frauen Opfer von sexueller Gewalt.

Geächtete Soldatenkinder

In weiterer Folge wurden aber auch – trotz der unterschiedlich lange geltenden Fraternisierungsverbote der Besatzungsmächte – zahlreiche Kontakte zwischen österreichischen Frauen und Besatzungssoldaten geknüpft. Diese führten häufig zu Liebesbeziehungen, was auch an den etwa 30.000 Kindern, deren Väter Besatzungssoldaten waren, ersichtlich ist. Von einem großen Teil der österreichischen Gesellschaft und dabei besonders von ehemaligen Soldaten, wurden solche Beziehungen vehement abgelehnt.

Frauen mussten in der Nachkriegszeit aber nicht nur Schwerstarbeit leisten, um die Versorgung ihrer Familien zu sichern, sondern aufgrund der kriegsbedingten Abwesenheit der Männer auch im Bereich der Lohnarbeit tätig sein. Und zwar nicht nur in den traditionell weiblichen und deshalb sehr schlecht bezahlten Berufszweigen, sondern auch in typisch männlichen Arbeitsfeldern. Besonders unmittelbar nach dem Ende des Krieges war der Bedarf dafür sehr hoch, da viele Männer noch nicht aus dem Krieg zurückgekehrt oder arbeitsunfähig waren. Die Beseitigung von Schutt und Trümmern gehörte nicht zu diesen Arbeiten, dafür waren vorübergehend hauptsächlich ehemalige Nationalsozialistinnen vorgesehen, die diesen Verpflichtungen allerdings nicht sehr zahlreich nachkamen.

Männer dominierten die Politik

Trotzdem und auch wenn ihre Arbeit einen entscheidenden Anteil am raschen wirtschaftlichen Wiederaufbau in Österreich hatte, erhielten Frauen dafür wesentlich weniger Lohn als Männer. Lohnunterschiede bis zu 50 Prozent waren keine Seltenheit, 30 Prozent die Regel. Dies änderte sich auch in den folgenden Jahren nicht.

Mit der Rückkehr der Männer wurde die Segmentierung in weibliche und männliche Berufsfelder wieder hergestellt. Diese Entwicklung kann vor allem für die Zeit nach 1947 festgestellt werden. Ab diesem Zeitpunkt stieg auch die Frauenarbeitslosigkeit massiv an.

Obwohl Frauen also durch ihre Leistungen sowohl in der Versorgungsarbeit als auch im Lohnarbeitsbereich sehr massiv und entscheidend am Wiederaufbau nach Kriegsende mitgewirkt haben, konnten sie sich nach 1945 keinen relevanten politischen Einfluss sichern.
Die politische Rekonstruktion Österreichs nach dem Krieg war eine reine Männerangelegenheit, weder die Integration von Frauen noch die von „Frauenfragen“ in die einzelnen Parteien wurde gefördert. Dies zeigt sich auch an der Verteilung der politischen Mandate.

Zurück an den Herd

Nach den ersten Nationalratswahlen im November 1945 gehörten dem Nationalrat von 165 Abgeordneten nur neun Frauen, davon sieben von der SPÖ und zwei von der ÖVP, an, obwohl ihr Anteil an der Gesamtheit der Wahlberechtigten 64,3 Prozent betrug. Als Unterstaatssekretärin für Volksernährung stellte die von der KPÖ nominierte Helene Postranecky in der Provisorischen Regierung unter Karl Renner –allerdings nur von April bis Dezember 1945 – bis zur Ernennung von Grete Rehor zur Bundesministerin für soziale Verwaltung im Jahre 1966 das einzige weibliche Mitglied in einer österreichischen Regierung dar.
Auch im Bereich der Gesetzgebung wurden die Leistungen der Frauen nicht gewürdigt, frauenspezifische Ungleichheiten und Diskriminierungen blieben weiter bestehen.

Insgesamt ist festzustellen, dass die Übernahme „männlicher“ Aufgaben in der Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegszeit den Frauen zwar durchaus Anerkennung eingebracht hatte, diese Übernahme jedoch immer nur als situationsbedingte Aussetzung und nicht als dauerhafte Änderung der Frauenrolle betrachtet worden war und daher möglichst schnell rückgängig gemacht werden sollte, was in weiterer Folge auch geschah. Ehe und Familie wurden nun wieder als die einzig erstrebenswerten Lebensziele von Frauen propagiert. Wirtschaftliche Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung außerhalb dieser typisch weiblichen Lebenszusammenhänge waren für Frauen nicht mehr vorgesehen. Frauen, die als normal, als „richtige“ Frauen gelten wollten, hatten sich diesen gesellschaftlichen Normen zu fügen. Dass sie dies taten, zeigt die Statistik. Es kam zu einem Heirats- und Geburtenboom.