Nach der Tötung eines Wachsoldaten am Dreikönigstag in der Flugfeldkaserne Wiener Neustadt liegt das Schussgutachten des Bundeskriminalamtes vor. "Es wird derzeit geprüft, ob die bisherigen Ermittlungsschritte ausreichen oder ob weitere, etwa eine Tatrekonstruktion, notwendig sind", bestätigte Markus Bauer, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt, am Dienstag auf APA-Anfrage einen "Kurier"-Online-Bericht. Zum Inhalt des Gutachtens äußerte sich Bauer nicht.
Die Ergebnisse des Gutachtens sollen sich mit den bisherigen Resultaten der Erhebungen decken. Der 20-Jährige war von seinem 54 Jahre alten Vorgesetzten aus einer Pistole erschossen worden. Der junge Mann starb laut Obduktionsergebnis durch einen Brustdurchschuss. Aus der Dienstwaffe des 54-Jährigen wurde laut "Kurier" dreimal gefeuert. Die anderen beiden Kugeln sollen im Wachlokal eingeschlagen haben. Mit dem Sturmgewehr des 20-Jährigen wurde demnach nicht geschossen.
Von Notwehr ausgegangen
Der Offizier vom Tag soll versucht haben, den 20-Jährigen nach einem Streit zu beruhigen. Der Grundwehrdiener soll mit dem Lauf des Sturmgewehrs auf den 54-Jährigen eingeschlagen und die Waffe auf seinen Vorgesetzten gerichtet haben. Der Soldat sagte aus, dass er verletzt am Boden liegend einen Schuss in Notwehr auf den über ihn gebeugten Rekruten abgab, berichtete der "Kurier". Dies decke sich auch mit dem Schießgutachten sowie mit dem Obduktionsergebnis. Demnach verlief der Schusskanal von unten in einem etwa 45 Grad aufsteigenden Winkel. Laut der Rekonstruktion erfolgte die Schussabgabe "gegen den stehenden Rekruten aus einer am Boden liegenden Position", hieß es.
Laut einem toxikologischen Gutachten hat der 20-Jährige in den Wochen vor dem Dreikönigstag Cannabis, Ecstasy und Antidepressiva konsumiert. Am Morgen des 6. Jänner soll er aufgrund der geringen Konzentration laut "Kurier" nicht davon beeinträchtigt gewesen sein.
Ausgegangen wird von einer Notwehrsituation. Der 54-Jährige befindet sich auf freiem Fuß.