Nächster Paukenschlag in der Spanischen Hofreitschule: Laut Unterlagen, die der Kleinen Zeitung zugingen, wird Rechnungshofpräsidentin Margit Kraker ersucht, eine Sonderprüfung einzuleiten. Geprüft werden soll, ob die gesetzlichen Vorgaben sowie die Pflichten des Aufsichtsrates und der Verantwortlichen im Landwirtschaftsministerium eingehalten worden sind. Es geht vor allem um die Bestellung des Geschäftsführers Alfred Hudler, der Ende 2022 Sonja Klima und Erwin Klissenbauer ersetzt hat. Es wird der Verdacht geäußert, dass die Ausschreibung auf Hudlers Profil angelegt und das Auswahlverfahren intransparent abgewickelt worden sei. Was zudem aufregt: dass für die Geschäftsführung "Wissen über die klassische Reitkunst" nur wünschenswert und keine Voraussetzung gewesen sei.

Schlechtes Betriebsklima

Auch wird auf den Abgang von zehn Reitern durch schlechtes Betriebsklima seit der Ausgliederung hingewiesen. Kopien dieses Schreibens gingen an die WKStA. Beanstandet wird weiters, dass die Lipizzanerhengste öfter krank seien und früher "pensioniert" werden müssten. Vom Landwirtschaftsministerium gibt es dazu keine Stellungnahme, weil die Unterlagen dort nicht bekannt sind. Bei einer Konferenz im Herbst wird entschieden, ob der Vorschlag ins Prüfprogramm des Rechnungshofs aufgenommen wird.

Die "Gerte" gibt es auch von anderer Seite. Nachdem schon in den letzten Monaten Kritik an den Vorgängen in der Hofreitschule laut wurde, legt nun eine Frau nach, deren Wort im Reitsport Gewicht hat. Die Schweizer Dressurolympiasiegerin (1976 Montreal) Christine Stückelberger kritisiert in der Fachzeitschrift "St. Georg": "Der Abwärtstrend geht durch die Ernennung des neuen Leiters Alfred Hudler, der aus der Getränkebranche stammt und keine Ahnung hat, was die Reitkultur der Spanischen Reitschule betrifft, munter weiter." Die Dienstfreistellung von Oberbereiter Andreas Hausberger sei "ein Eklat und Affront".

"Niveau der Hofreitschule gesunken"

Stückelberger befindet, dass das Niveau der Hofreitschule seit der Ausgliederung 2003 drastisch sinke. Dabei stehen die "Hohe Schule der klassischen Reitkunst" wie auch das Wissen um die Lipizzanerzucht auf der Unesco-Liste des immateriellen Weltkulturerbes.

Durch die "Unsitte der Dienstfreistellungen", die schon unter Elisabeth Gürtler begonnen haben, und die jetzige Freistellung von Hausberger sei die Spanische von innen ausgehöhlt worden. "Vorgesetzte der Schule kann man jederzeit ersetzen, ein Oberbereiter, der sich den Titel durch jahrelange korrekte Ausbildung und Einhaltung der Regelung der Spanischen Reitschule erworben hat, ist kaum ersetzbar", schreibt Stückelberger. "Das ist meine private Meinung und dazu stehe ich, weil ich seit 1967 an der Spanischen war. Ich weiß, wovon ich spreche, ich war sogar auf Tourneen dabei."

Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig kontert: Hudler, der am 1. Dezember 2022 übernommen habe, "hat in wenigen Wochen wichtige Schritte für die Sicherung der Qualität in der Ausbildung der Bereiterinnen und Bereiter ebenso wie bei den Pferden, etwa beim Tierwohl, gesetzt. Er kommt mit Führungs- und Management-Know-how seiner Aufgabe hervorragend nach und genießt unser volles Vertrauen." Die Qualität der Aufführungen sei bei der Auslandstournee von Fachleuten bestätigt worden.

Petition

Indes läuft noch die Petition von Alfons Dietz unter dem Titel "Stopp der Zerstörung des Weltkulturerbes Spanische Hofreitschule". Er war früher selbst in der Spanischen tätig und ist nun Buchautor und Ausbilder. Bis Ende April wolle er die Unterschriften übergeben, so Dietz, dessen Initiative international Aufmerksamkeit erregte. Er ist überzeugt, dass die Hofreitschule beim Kulturministerium besser aufgehoben wäre. Totschnig verneint: Gerade, weil es um das Wohl der Lipizzaner und den Erhalt der Zucht gehe, sei die Verankerung im Landwirtschaftsministerium richtig.