Der vergoldete Flügel, den Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) für eine Miete von rund 36.000 Euro im Jahr im Empfangssalon des renovierten Parlaments aufstellen ließ, hat dem Politiker bereits eine Menge Schelte eingebracht. Nun ist das Instrument aus dem Hause Bösendorfer Ziel von Aktionismus geworden. Ein Mann klebte sich im Zuge einer Parlamentsführung am Klavier fest und forderte lautstark mehr soziale Fairness ein.

Der Aktivist, der laut eigenen Angaben Mindestrente bezieht und unter der Armutsgrenze lebt, zog sich beim Rundgang durchs Hohe Haus ein T-Shirt der Partei "Wandel" über und klebte sich in einem unbeobachteten Moment mit seiner linken Handfläche auf dem Tastendeckel des Klaviers fest. Mit den Worten "Mir reicht's!" setzte er zu einer lautstarken Rede gegen die soziale Ungerechtigkeit im Land an, verlangte unter anderem "die Beendigung der Armut und Wohlstand für alle, nicht nur für die Reichen".

"Lügen, Korruption und Inkompetenz"

Der "Wandel"-Aktivist wisse als Mindestpensionist genau, wovon er spreche, hieß es in einer Stellungnahme der Partei. Das Klavier stehe für "die dekadente Abgehobenheit" Sobotkas und des restlichen Parlaments, verursache laufende Kosten, während die Rechnung dafür alle zu zahlen hätten. "Wir akzeptieren nicht mehr, was uns täglich an Lügen, an Korruption und an Inkompetenz aufgetischt wird."

Der Aktivist wurde nach kurzer Zeit vom Klavier gelöst. Schaden soll dabei keiner entstanden sein.