1) Die Coronapandemie sei vorbei, meinte passend zum Weihnachtsfest kürzlich der deutsche Virologe Christian Drosten. Das bedeutet noch nicht, dass die Krankheit „verschwunden“ ist. Sie wird uns als gefährliche Lungenkrankheit erhalten bleiben, aber nach menschlichem Ermessen vorerst nicht mehr für Lockdowns und Kontaktverbote sorgen. Eigentlich ist dieser Winter also genau der, den wir sehnlich erwartet haben.

2) Arbeit in Hülle und Fülle: Der Stellenmarkt bietet Jobs in rauen Mengen. Man kann den Fachkräftemangel zwar als wachsendes Problem sehen. Aber für jeden, der einigermaßen etwas kann und leisten will, ist die Auswahl groß wie nie. 218.000 offene Stellen meldete zuletzt die Statistik Austria. Die Arbeitslosigkeit liegt mit 6,2 Prozent auf dem Tiefstwert seit 15 Jahren. Die Verhandlungsmacht hat sich verschoben, bei Arbeitszeiten herrscht mehr Flexibilität denn je.

3) Damit verbunden ist die Tatsache, dass die Wirtschaft trotz Energiekrise bisher stabil geblieben ist. Nach zwei Jahren Pandemie wird Konsum nachgeholt, die Buchungslage im Tourismus ist gut. Für 2023 erwartet Bank-Austria-Ökonom Stefan Bruckbauer (k)ein Wirtschaftswachstum „um die Nulllinie herum“. Das ist immerhin keine Schrumpfung, wie sie für die Eurozone vorhergesagt wird.

4) Fast alle Sozialleistungen und Steuerabsetzbeträge werden ab heuer laufend indexiert, also um die Inflation angehoben. Damit steigen die Zuschüsse des Staates zum Beispiel für Alleinerzieher, Alleinverdienerinnen und andere Familien. Auch Kranken- und Rehabilitationsgeld, Umschulungsgeld und Studienbeihilfe steigen.

5) Umgekehrt sinkt die Steuerlast, auch durch die abgeschaffte kalte Progression. Sie bewirkt etwa, dass die steuerfreie Verdienstgrenze 2023 von 11.000 auf 11.693 Euro steigt. Und eine echte Steuertarifsenkung gibt es auch: Ab Juli sinkt die dritte Tarifstufe der Lohnsteuer von 42 auf 40 Prozent.

6) Dass wir in einer – trotz allem – stabilen und funktionierenden Demokratie leben, ist nach wie vor ein Grund zur Freude. Die wird jetzt in besonderer Weise sichtbar: Mitte Jänner eröffnet das aufwendig umgebaute Parlamentsgebäude in Wien. Teile des Hohen Hauses werden künftig für das Publikum geöffnet. Es gibt ein Besucherzentrum („Demokratikum“), dazu eine Bibliothek und eine Cafeteria. Für den 14. und 15. Jänner sind Tage der offenen Tür angesetzt.

7) Energie benötigen wir alle. Die Sorgen um die hohen Preise werden uns noch länger begleiten. Der Staat hat aber gezeigt, dass er vor großen Hilfspaketen nicht zurückschreckt und eine „Was immer es kostet“-Strategie verfolgt. Vor allem ist die Energieversorgung in Österreich sicherer als befürchtet. Die heimischen Gasspeicher sind vergleichsweise groß und aktuell zu 85 Prozent gefüllt. Experten meinen, dass wir bis zum Sommer ohne Versorgungsprobleme durchkommen. Auch ein Strom-Blackout gilt als sehr unwahrscheinlich.

8) Die Inflation hat sich seit Mitte November erstmals abgeschwächt. Für heuer sagen fast alle Experten wieder langsam sinkende Teuerungsraten voraus: Laut OECD und EU-Kommission sinkt die Inflation heuer auf 6,7 Prozent, das Wirtschaftsforschungsinstitut erwartet 6,5 Prozent und die Nationalbank gar nur 6,4 Prozent. Da vielfach hohe Lohnabschlüsse gelungen sind, könnte weiterer Kaufkraftverlust ausbleiben.

9) Sogar die Klimakrise lässt sich unter die Hoffnungszeichen für das neue Jahr einreihen. Denn es geht etwas weiter. Die Politik ist, so scheint es, vom Erkennen zum Handeln gelangt. Beispiele liefern das jüngst erzielte globale Artenschutzabkommen oder eine im Dezember 2022 erlassene EU-Verordnung über waldzerstörungsfreie Produkte und Lieferketten. Das EU-Waldschutzgesetz gilt für Soja, Palmöl, Rindfleisch, wichtige Holz- und Papierproduktesowie Kaffee, Kakao und Kautschuk. Um Korruption und Intransparenz in den Lieferketten entgegenzuwirken, müssen die Produkte bis zum Ort der Herstellung zurückverfolgbar sein. Die Verordnung ist die erste weltweit, die gegen globale Entwaldung vorgeht.

10) Die wahre Trendumkehr bewirken wir alle mit unserem Konsumverhalten und Lebensstil. Im Herbst ging zum Beispiel der Autoverkehr an 71 Prozent der heimischen Zählstellen zurück. Der Anteil der Vegetarier hat sich seit 2017 auf rund elf Prozent verdoppelt. Bei Papier, Glas und Metall haben wir schon die Recyclingziele von 2030 erreicht. Nicht allerdings bei Plastik.

11) Es ist ein freies Land – jeder darf leben, wie er möchte. Nur sollten wir einander in unserer Verschiedenheit mehr wertschätzen und ernsthafter voneinander lernen wollen.

12) Die Gesellschaft taumelte in den letzten Jahren von Krise zu Krise. Man kann auch sagen, wir sind resilienter geworden. Noch jede Herausforderung konnte mit Mut, Kreativität und Innovationen gemeistert werden.