Nach der Messerattacke auf eine Frau am Mittwoch in Vöcklabruck steht nun auch das Vorgehen der Polizei im Fokus. Die Frau hatte wenige Minuten vor dem Angriff den Notruf gewählt und den Rat erhalten, Anzeige zu erstatten. Man evaluiere den Vorgang, hieß es bei der Polizei. Die Staatsanwaltschaft Linz prüft auf strafrechtliche Relevanz. Die Beamtin, die mit der Frau telefoniert hatte, versieht derzeit keinen Dienst in der Landesleitzentrale.
Der "Kurier" (Freitagausgabe) berichtete, die Polizistin sei vom Notruf abgezogen worden. Die Landespolizeidirektion Oberösterreich bestätigte auf APA-Anfrage, dass die Kollegin derzeit "keine Notrufe bearbeitet". Es sei am Donnerstag eine Evaluierung eingeleitet worden, eine Kommission untersuche den Fall. Das sei aber Standard nach großen Einsätzen oder "Dingen, die Aufsehen erregen".
Die Staatsanwaltschaft Linz prüft ebenfalls, ob ein strafrechtliches Verhalten vorliegt. Im Raum stehe theoretisch der Tatbestand des Amtsmissbrauchs, so Sprecherin Ulrike Breiteneder, dafür müsse aber die bewusste Unterlassung von Hilfe mit der Absicht, das Opfer zu schädigen, nachgewiesen werden.
Frau wurde bedroht
Ein 27-Jähriger hat am Mittwoch in Vöcklabruck seine Ehefrau in dem Fitnessstudio, in dem sie arbeitet, mit einem Messer niedergestochen und schwer verletzt. Der Täter wurde wenig später festgenommen. Kurz vor dem Angriff hatte die Frau noch den Notruf gewählt, weil sie ihren Mann, der sich eigentlich in einer Suchtklinik aufhalten sollte, auf dem Parkplatz gesehen hatte. Sie fühlte sich bedroht, nachdem er ihr einige Tage zuvor fragwürdige Chat-Nachrichten geschickt haben soll. Bei ihrem Anruf erhielt sie die Empfehlung, Anzeige zu erstatten.
Dazu kam es aber nicht mehr. Wenige Minuten später tauchte der Mann in den Räumlichkeiten des Fitnessstudios auf. An der Rezeption kam es zu einem Streit des Paares. Plötzlich zog der Mann ein Messer und stach auf seine Frau ein. Fitnessstudio-Gäste kamen ihr zu Hilfe und attackierten den Angreifer mit Hanteln. Er ließ schließlich von ihr ab und flüchtete. Der 27-Jährige war betrunken und stand unter Drogen, so die Polizei. Motiv der Tat war offenbar Eifersucht.
Die Frau wurde ins Spital eingeliefert und operiert. Sie durfte das Krankenhaus mittlerweile wieder verlassen, berichtete die Polizei am Freitag.