Ein Patent ist ein Schutzrecht für eine Erfindung. Österreich steht europaweit an letzter Stelle, was den Frauenanteil bei Patenten anbelangt. Das ergibt eine Studie des Europäischen Patentamtes. Analysiert wurden alle Länder, die zum Europäischen Patentabkommen gehören. Das sind derzeit 38 Staaten – alle 28 EU-Mitgliedstaaten sowie zehn weitere Nicht-EU-Staaten, darunter die Schweiz, Norwegen, Island und die Türkei. Beobachtet wurde der Zeitraum 1990 bis 2019.
Überall unterdurchschnittlich
Während in Österreich der Anteil bei nur acht Prozent liegt und in Deutschland etwa bei zehn Prozent, sind es beim Spitzenreiter Lettland 30,6 Prozent. "Egal, ob typische Männerbranchen, in denen Österreich viel patentiert (Maschinenbau, Elektrotechnik) oder Branchen mit höherer Frauenbeteiligung (Biotech, Pharmazie): Österreich ist bei Frauen-Patenten überall unterdurchschnittlich", meint das österreichische Patentamt.
Laut Patentamtspräsidentin Mariana Karepova wurde lange auf die für Frauen ungünstige Branchenstruktur verwiesen, wonach die meisten Patente aus männerdominierten Bereichen wie Maschinenbau kommen. "Jetzt wissen wir, dass Österreich in allen Branchen unterdurchschnittlich abschneidet. Auch in der Chemie, wo Frauen traditionell stark vertreten sind."
Mehr Teamplayer, auf Unis seltener genannt
Die Gründe seien vielfältig – von der Studienwahl bis zur Vernetzung mit der Industrie. Laut Patentamt treten Frauen primär als Teamplayer auf. "Frauen patentieren häufig in großen Teams, nehmen aber selten führende Rollen ein und werden daher in Patenten seltener erwähnt", so das Patentamt.
Ein düsteres Bild zeigt sich auf den österreichischen Universitäten. Frauen patentieren dort bei gleicher Publikationsleistung um 40 Prozent weniger als männliche Kollegen. "Selbst wenn die Forschungsergebnisse, die von Frauen publiziert werden, zu Patenten führen, werden Frauen in diesen Patenten selten als Erfinderinnen genannt. Die Namen männlicher Autoren hingegen findet man mit größerer Wahrscheinlichkeit auch im zugehörigen Patent", so Karepova. Der Grund laut Patentamt: Frauen haben weniger Verbindungen zur Industrie als Männer und sind auf traditionellere akademische Karrieremodelle beschränkt.
"Es muss gehandelt werden"
"Wenn 40 Prozent der Forschenden an der Uni Frauen sind, aber nur 16 Prozent in den Firmen, wo die meisten österreichischen Patente herkommen, und am Ende nur 9 Prozent der Patente von Frauen sind – dann besteht an jeder Stelle dieser Kette dringender Handlungsbedarf", mahnt das österreichische Patentamt.
Ein erster Schritt zur Förderung von Frauenkarrieren sei es, die "High Potentials" im Unternehmen zu kennen und ihre Fähigkeiten zu trainieren. Die IP Academy des Patentamtes wird deshalb ab nächstem Jahr spezielle IP-Seminare für Frauen anbieten, die nicht nur Awareness für geistiges Eigentum schaffen, sondern auch eine Plattform zur Vernetzung von Forscherinnen, Erfinderinnen und Unternehmerinnen sein sollen.
Weltweiter Vergleich
Laut Patentamtspräsidentin Karepova heißt viel Patentieren nicht, dass auch der Frauenanteil an Patenten höher ist. "Österreich, Deutschland und die Niederlande, die zu den Top 10 patentierenden Ländern beim Europäischen Patentamt gehören, sind am Ende der Rangliste zu finden. Deutlich besser schneiden andere stark patentierende Länder ab." In Korea liegt der Frauenanteil an Patenten etwa bei 28,3 Prozent, in China bei 26,8 Prozent, in den USA bei 15 Prozent.
Regionaler Unterschied
Auffallend ist auch der regionale Unterschied: Der Frauenanteil im Großraum Wien beträgt 14,8 Prozent, in Salzburg entfallen gerade einmal 3,6 Prozent der Patente auf Frauen.