In Österreichs Bergen sind im heurigen Sommer 133 Personen tödlich verunglückt, das sind um 19 weniger als im Vorjahr. Im Zehnjahresmittel sind es 145 Personen. 41 Prozent der tödlichen Unfälle fanden in Tirols Bergen statt, dort starben 54 Menschen. Insgesamt waren 3.850 Menschen im Zeitraum zwischen 1. Mai und 9. Oktober 2022 in 3.058 Alpinunfälle verwickelt, teilte das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit (ÖKAS) am Mittwoch mit.

Das liegt zehn Prozent über dem Zehnjahresmittel von 3.350 verunfallten Personen (Tote, Verletzte sowie Unverletzte). Viele Einsätze seien auf "schlechte Tourenvorbereitung und ungenügende körperliche Verfassung" zurückzuführen, die "eigentlich vermieden werden könnten", resümierte der Leiter der Alpinpolizei (Bundesministerium für Inneres), Hans Ebner. Er appellierte an Bergsportlerinnen und Bergsportler, im Zweifelsfall bei der Tourenwahl "lieber etwas defensiver oder zurückhaltend" zu agieren oder eben "rechtzeitig umzukehren". Der Präsident des Österreichischen Bergrettungsdienstes, Stefan Hochstaffl, sprach indes von einer "sehr starken Steigerung der Einsatzzahlen" und einem "sehr herausfordernden Sommer für die 13.000 freiwilligen und im Ehrenamt tätigen Bergretter:innen".

Im Vorjahr wurden 4.094 in Alpinunfälle verwickelte Personen verzeichnet. Mit 46 Prozent war 2022 ein Großteil österreichischer Herkunft, gefolgt von aus Deutschland stammenden Personen mit 38 Prozent. 1.320 überstanden den Unfall unverletzt (Zehnjahresmittel: 1.054).

Meisten Unfälle im Westen

Mit 1.418 Ereignissen ist Tirol bei den Alpinunfällen besonders stark betroffen, gefolgt vom Bundesland Vorarlberg mit 319 und Salzburg mit 306. Die meisten Unfälle passierten im Juli und August, pro Woche verunfallten in diesen Monaten circa 230 bis 290 Menschen.

Die meisten Unfälle ereigneten sich beim Wandern oder Bergsteigen (1.967), gefolgt von Mountainbiking (782) und Klettern/Klettersteig (347). 68 Personen verstarben bei einer Wander- oder Bergtour. 43 Prozent der verunfallten Wanderer setzten unverletzt einen Notruf ab, weil sie sich in einer misslichen Lage befanden. Hauptunfallursache der tödlichen Unfälle war hingegen ein "interner Notfall" mit 40 Prozent - in 29 Fällen führte ein Herz-Kreislaufversagen zum Tod -, gefolgt von Sturz, Stolpern oder Ausrutschen mit 31 und Absturz mit 18 Prozent.

In der Statistik wurden auch 782 verunfallte Mountainbiker erfasst. Neun davon verunglückten tödlich. Fünf Personen starben an Herz-Kreislaufversagen, vier kamen durch einen Sturz ums Leben. Der Anteil der Unfälle mit E-Bikes liege gemäß einer gemeinsamen Auswertung mit dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) bei etwa elf Prozent. Vor einigen Jahren habe dieser Anteil im Zehnjahresmittel noch bei fünf Prozent gelegen, hieß es.

Beim Klettern - das Besteigen eines Klettersteigs miteinbezogen - wurden insgesamt 347 Verunfallte (Tote, Verletzte, Unverletzte) registriert, dabei entfielen etwa 59 Prozent auf Unverletzte. Insgesamt haben sich zwölf tödliche Kletterunfälle in Österreich ereignet, fünf davon auf Klettersteigen.

ÖKAS-Präsident Peter Paal nahm die Präsentation der Unfallzahlen zum Anlass, um auf die durch den Klimawandel verschärften alpinen Gefahren aufmerksam zu machen: "Die Klimakrise verändert das alpine Umfeld radikal, z.B. schmelzen die Gletscher massiv ab, Niederschläge werden seltener, aber in ihrem Ausmaß treten sie dann umso massiver auf." Entsprechend müssten sich Bergsportler und im alpinen Raum lebende Menschen anpassen. Prävention sei dabei "essenziell", weshalb auch das ÖKAS die Klimakrise im alpinen Raum vermehrt thematisieren wolle.