Reumütig geständig hat sich am Mittwoch am Wiener Landesgericht ein ehemaliger Bankangestellter gezeigt, der einer Kundin 200.000 Euro abgezweigt hatte. "Mir ist vollkommen klar, dass das absoluter Wahnsinn ist. Ich schäme mich sehr dafür", sagte der 50-Jährige. Ein Schöffensenat verurteilte den bisher Unbescholtenen wegen Untreue zu acht Monaten bedingter Haft.

Der Angeklagte war seit mehr als 30 Jahren im Bankgeschäft tätig. Zuletzt arbeitete er für ein Institut im Privatkundengeschäft und betreute Wertpapierdepots. In dieser Funktion vergriff er sich von April bis November 2021 am Konto einer vermögenden 90-Jährigen, in dem er ohne ihr Wissen Verkäufe tätigte und die Erlöse auf sein Konto umleitete. 13 derartige Transaktionen waren von der Anklage umfasst.

"Er hat nicht einmal ein Auto"

Der Bankangestellte sei nicht spielsüchtig und habe auch keinem Luxusleben gefrönt, betonte Verteidiger Normann Hofstätter: "Er hat nicht einmal ein Auto oder eine eigene Wohnung. Er wohnt in Untermiete bei seiner Lebensgefährtin." Allerdings habe das Elternhaus des Mannes Unsummen verschlungen: "Es ist groß und renovierungsbedürftig. Und die Reparaturen sind sehr teuer."

Er sei "in extreme Furcht und Angst gekommen", sich den Erhalt des Hauses nicht mehr leisten zu können, gab der Angeklagte zu Protokoll. Daher habe er das Konto der älteren Dame geplündert: "Ich bin in einen völlig irrationalen Zustand gekommen."

Mit dem Urteil waren der inzwischen Beschäftigungslose und sein Rechtsbeistand sowie die Staatsanwältin einverstanden. Die Entscheidung ist rechtskräftig.