Am Landesgericht Klagenfurt hat am Dienstag ein Prozess wegen Mordversuchs und versuchter Brandstiftung gegen eine 31-jährige Frau begonnen. Laut Anklage hatte sie vergangenen August in einem Villacher Mehrparteienhaus mit Benzin ein Feuer gelegt, das ihren Mann töten sollte. Dass auch ihre Kinder in dem Feuer sterben hätten können, habe sie nicht bedacht, sagte die Angeklagte. Ein Urteil war für Mittwoch geplant.
Staatsanwältin Daniela Zupanc charakterisierte die Angeklagte als "eiskalte Frau", die sich und ihre Familie durch verschwenderische Ausgaben für sich selbst in finanzielle Schwierigkeiten brachte und sich der Angehörigen dann entledigen wollte. Die zwei Kanister mit insgesamt zehn Liter Benzin hatte die Angeklagte Wochen vor der Brandlegung gekauft. Für Gewalttätigkeiten durch den Ehemann, wie von der Angeklagten behauptet, gebe es keine Hinweise.
Nachbarsmädchen hörte Knall
Ihre Koffer seien bereits gepackt gewesen, als die Angeklagte am 9. August um 5.00 Uhr aufstand, sagte die Staatsanwältin. Die Nacht hatte sie bei ihren vier Kindern geschlafen, der Jüngste noch keine zwei Jahre alt. Sie brachte das Gepäck in den Hinterhof, holte das Benzin, verschüttete und entzündete es.
Es sei ein glücklicher Zufall gewesen, dass das zehnjährige Nachbarsmädchen wach gewesen sei und den Knall im Treppenhaus gehört habe, als das Benzin entzündet wurde. Nur durch die ersten Löschversuche der Hausbewohner wurde größeres Unglück verhindert. Die einzige Verletzte war die Angeklagte selbst, sie hatte Benzin aufs Gewand bekommen.
Der Verteidiger erklärte, die Ursache für die Tat sei Gewalt gewesen. Seine Mandantin habe keine schöne Kindheit und keine schönen Ehen gehabt. Finanzielle und psychische Probleme machten ihr zu schaffen, dazu Gewalt durch den Ehemann. Sie habe keinen Ausweg gesehen, die Frage der Zurechnungsfähigkeit sei zu klären.
Angeklagte ist geständig
Die Angeklagte selbst gab zu, das Benzin verschüttet und angezündet zu haben. Sie erzählte, sie sei in der Tatnacht erneut von ihrem Mann geschlagen und vergewaltigt worden. Ihren widersprüchlichen Ausführungen zufolge wollte sie eine Art Selbstmord inszenieren. Wie ein solcher glaubwürdig sein könne ohne ihre Leiche, konnte die 31-Jährige nicht erklären. Jedenfalls hätte sie nur ein "kleines, kurzes Feuer" gewollt. Entsprechende Anleitungsvideos hätte sie im Internet angesehen.
In der Befragung durch Richterin Michaela Sanin gestand die Angeklagte, es für möglich gehalten zu haben, dass ihr Mann stirbt, ja es sogar wollte oder es ihr zumindest egal war. Staatsanwältin Zupanc: "Und die Kinder? Warum haben Sie die Kinder drinnen gelassen? War Ihnen das egal?" Keine Antwort. Dann: "Es war mir nicht egal. Ich habe nicht daran gedacht, dass den Kindern etwas passieren kann." Laut Anklägerin müsse die Frau gewusst haben, dass auch ihre Kinder durch die Brandstiftung getötet werden hätten können. Zupanc: "Es war ihr schlichtweg egal."
Zurechnungsfähig, aber depressiv
Nach der Befragung der 31-Jährigen sagten Nachbarn und Ermittler aus. Der psychiatrische Sachverständige attestierte der Angeklagten die Zurechnungsfähigkeit, sie habe aber eine Depression gehabt. Nach der Geburt des vierten Kindes sei ihr Mann länger verreist gewesen und sie sei allein mit den vier Kindern völlig überfordert gewesen. So sei es auch nachvollziehbar, dass sie einem "Zauberer" aus dem Internet viel Geld überwiesen habe, der ihr die richtigen Lottozahlen versprach.
Dass es Gewalt in der Beziehung gegeben haben könnte, sei für ihn nachvollziehbar, sagte der Sachverständige. Sie habe große Angst gehabt, dass der Ehemann von den Schulden erfahren werde, wofür ein Gerichtsvollzieher sorgen wollte.
Nach der Befragung des Gutachters vertagte Richterin Sanin die Verhandlung auf Mittwoch.