Die Polizei hat eine Bande ausgeforscht, die von Juli bis November 2021 mindestens 42 Schlepperfahrten zwischen der österreichisch-ungarischen Grenze und Wien bis zur Grenze nach Deutschland durchgeführt haben soll. Für die Tour von der Türkei nach Westeuropa sollen 4000 bis 11.000 Euro bezahlt worden sein, teilte die Landespolizeidirektion Niederösterreich am Freitag in einer Aussendung mit. Zehn Mitglieder wurden festgenommen bzw. der Staatsanwaltschaft angezeigt.
Den Ausgang hatten die monatelangen Ermittlungen genommen, als ein Lenker am 17. November des Vorjahres auf der Westautobahn (A 1) bei Altlengbach (Bezirk St. Pölten-Land) Geschleppte am Pannenstreifen beim Aussteigen aus einem weißen Kastenwagen gesehen hatte. Die Polizei nahm in Folge den Chauffeur, einen in Wien lebenden Türken, auf einem Rastplatz in Kirchstetten vorläufig fest. Der 47-Jährige war nicht geständig und wurde in die Justizanstalt St. Pölten gebracht. Die 14 geschleppten Personen aus der Türkei und Syrien stellten Asylanträge.
Chauffeure erhielten 200 bis 500 Euro pro Fahrt
Als Auftraggeber soll ein 36-jähriger, in Wien lebender Türke fungiert haben. Er wurde am 11. Jänner am Flughafen Wien in Schwechat festgenommen. Im Februar klickten für einen 48-jährigen Landsmann in der Bundeshauptstadt die Handschellen, Anfang März wurde ein 57-Jähriger aus dem Bezirk Bruck an der Leitha in Schwechat gefasst. Ausgeforscht wurden weitere in Wien wohnhafte Mitbeschuldigte im Alter von 25, 38, 55, 58 und 60 Jahren, darunter österreichische und türkische Staatsbürger. Die Verdächtigen wurden der Staatsanwaltschaft Wels angezeigt. Der 36-Jährige soll auch eine Schlepperfahrt mit acht Personen beauftragt haben. Der 44-jährige Lenker wurde Anfang November 2021 von deutschen Behörden festgenommen.
Die Organisation der Fahrten soll mit 350 Euro bis 450 Euro pro geschleppter Person abgegolten worden sein. Für eine Tour erhielten die Chauffeure nach Polizeiangaben 200 Euro bis 500 Euro.