Schon am ersten Tag, als Putin seine Truppen in die Ukraine einmarschieren ließ, stand es für den Salzburger Hotelier Sepp Schellhorn, bis 2021 Nationalratsabgeordneter für die Neos, fest, dass er etwas tun muss. "Ich hab mich gefürchtet vor den Bildern der überfüllten Nova Rock-Halle, wo alle auf Pritschen liegen."

Schellhorn, der bereits bei der Flüchtlingswelle 2015 bei Hilfsaktionen engagiert war, startete mit "1hotel1family" sein ganz eigenes Hilfsprojekt. Jedes Hotel in Österreich könnte doch für eine ukrainische Flüchtlingsfamilie ein Zimmer oder eine Mitarbeiterwohnung gratis und längerfristig zur Verfügung stellen. "Bei rund 60.000 Hotelbetrieben in Österreich wären das, wenn nur zehn Prozent davon mitmachen, immerhin 6000 Familien, denen geholfen wird", so Schellhorn zur Kleinen Zeitung. "Und geben wir zu: Das kann sich jeder Betrieb leisten."

Interessierte Unternehmer - nicht nur aus Österreich, sondern auch aus Südtirol, Deutschland und der Schweiz - können sich auf einer eigens eingerichteten Homepage melden. Oder per E-Mail unter ukraine@1hotel1family.eu

Rund 200 Betriebe machen bereits mit

Innerhalb von nur 48 Stunden seit Bekanntwerden der Initiative - Schellhorn hat die meisten persönlich angeschrieben - machten bereits 50 Hotels und Pensionen in Österreich mit. Mittlerweile sind es knapp 200. Die meisten sind als Langzeitquartiere gedacht, doch es gibt auch Übergangsquartiere in Wien zur Überbrückung mehrerer Tage: "Das Interconti und das Motel One am Bahnhof haben gleich ein ganzes Stockwerk freigemacht", freut sich Schellhorn. Und auch über das steirische Kinderhotel Appelhof in Mürzsteg, das fleißig mithilft - und gleich ganze Busse voll mit Flüchtlingen auf der Durchreise mit Essen und Getränken versorgt.

"Wir haben eigentlich ein Überangebot - denn mit der Zuteilung von Flüchtlingen klappt es noch nicht." Keine einzige Familie wurde bisher behördlich zugeteilt. Dass sich dennoch Ukrainer in den Unterkünften aufhalten, liegt abermals an einer Eigeninitiative: "Wir machen unser Angebot selbst den Betroffenen bekannt - über ukrainische Communitys, Glaubensgemeinschaften, Studentenvereinigungen." Doch auch über die Homepage der Initiative melden sich bereits Familien, die auf der Suche nach einem Quartier sind.

Sepp Schellhorn, Unternehmer, Gastronom und Ex-Nationalratsabgeordneter (Neos)
Sepp Schellhorn, Unternehmer, Gastronom und Ex-Nationalratsabgeordneter (Neos) © (c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)

Erste Familien bereits eingezogen

In Schellhorns Hotel im Pongau wohnen bereits zwei Familien. "Als das Kind nach vier Tagen im Zug vor einem Teller Spaghetti gestrahlt hat, sind mir die Tränen gekommen." Schellhorn, selbst Vater dreier Kinder, half dann beim Registrieren bei der örtlichen Polizei und ist nun auf der Suche nach einem Platz in der Schule für eine Neunjährige. Dabei musste er feststellen, dass die traumatisierten Flüchtlinge auf eine baldige Rückkehr in die Ukraine hoffen. "Die Mutter hat gemeint, der Platz in der Schule muss nicht sein – sie gehen eh bald nach Hause zurück."

Dort, wo die Ehemänner und Väter derzeit um die Freiheit ihres Landes und um ihre Existenz kämpfen. "Geben wir ihnen etwas zurück – geben wir ihren Familien Schutz."