Eine fiktive Medizinergesellschaft soll im November 2021 zu einer Tagung in Wien geladen haben: Über den "Placebo-Kongress" berichtete das deutsche Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Teilnehmer waren angereist, hätten hohe Gebühren bezahlt, aber bald festgestellt, dass die Veranstaltung "mehr mit Quacksalberei als Medizin zu tun hatte", wie es in dem Bericht hieß.

Die besagte Medizingesellschaft hat eine Website, einen redaktionellen Beirat und veranstalte Treffen "an reizvollen Orten". Der deutschen Bundesärztekammer lagen allerdings "keine Informationen zu dem genannten Kongressveranstalter vor", so "Der Spiegel". Auch bei der Wiener Ärztekammer ist die besagte Gesellschaft nicht bekannt, wie es am Sonntag auf Nachfrage der APA hieß. "Offensichtlich waren bei der Tagung keine österreichischen Ärzte, sonst wäre der Fall bei uns aufgeschlagen."

"Redner" bereits vor Monaten verstorben

Das Nachrichtenmagazin zitierte eine Epidemiologin, die aus Boston angereist war. Etwa 50 teils hochrenommierte Wissenschaftler seien "ein wenig verloren" in der Lobby eines Wiener Hotels gestanden. Alle hätten sie Teilnahmegebühren und die Kosten für zwei Nächte im Hotel gezahlt. "Und jetzt wartete da kein Welcome-Lunch, nicht einmal der Veranstalter."

Der Medizinerin schien es anfangs nur eine schlecht organisierte Konferenz zu sein. "Aber als wir hörten, als Eröffnungsredner sei der berühmte Professor Kazuo Murakami vorgesehen, bekamen wir doch gewisse Zweifel", sagte sie dem "Spiegel". Denn der japanische Genetiker war ein halbes Jahr zuvor verstorben. Irgendwann hätten die Wissenschaftler begonnen, sich ihre vorbereiteten Papers gegenseitig vorzutragen.

Nach langem Herumtelefonieren sei dem Bericht zufolge ein Veranstalter aufgetaucht und habe gemeint, dass vielleicht nicht alles so perfekt gelaufen sei. Einige Teilnehmer hätten einen Teil ihres Geldes zurückbekommen, einige hätten Anzeige erstattet.