In Österreichs Diözesen wurden in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg Anfang der 1920er-Jahre die jeweiligen Caritas-Organisationen gegründet. Die Entstehungsgeschichte der kirchlichen Hilfsorganisation fällt damit in eine Zeit größter Not. So ging es in den ersten Jahren vor allem darum, mit der Sammlung von Lebensmitteln, Ausspeisungen in den Städten sowie Kleidersausgaben die Armut der Menschen etwas zu lindern.

Unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lag ein Caritas-Fokus auf der Hilfe für Kinder. In den Jahren von 1945 bis 1955 wurden österreichweit rund 600.000 Kinder aus den Städten zu Familien auf dem Land in Österreich aber auch nach Portugal, die Schweiz und Spanien auf Erholung geschickt.

Ein weiterer Schwerpunkt in der frühen Caritas-Arbeit lag auf der "Sterbevorsorge" armer Menschen. Diesen sollte damit ein christliches Begräbnis ermöglicht werden. Aus der Bahnhofsmission, wo etwa Kriegs-Heimkehrern oder Flüchtlingen geholfen wurde, entwickelten sich die heutigen Bahnhofs-Sozialdienste und die Notberatungsstellen.

Weitere Marksteine waren 1956 der Ungarnaufstand und 1968 der Prager Frühling. Hunderttausende flohen damals nach Österreich, die Caritas stellte Notunterkünfte und Hilfstransporte bereit.

Fokus auf sozial Benachteiligte

In den Wirtschaftswunderjahren kamen neue Formen von Not und Armut auf. Geholfen werden musste etwa alleinerziehenden Müttern, Menschen ohne Wohnung oder Menschen mit Behinderung. Die Caritas reagierte mit neuen Hilfsangeboten. Individualhilfe und Sozialberatung lösten die Nothilfe der Nachkriegszeit ab, es entstanden vermehrt Ehe, Familien- und Lebensberatungsstellen. Die Caritas Feldkirch eröffnete 1964 die erste Werkstätte für Menschen mit Behinderung.

1978 begann die Caritas mit dem Aufbau von Sozialstationen. Diplomierte Krankenschwestern sowie Alten- und Heimhelferinnen begannen mit der Betreuung und Pflege zu Hause.

Mit Beginn der 1980er Jahre organisierte die Caritas weltweit Ernährungsprogramme, um akute Hungerkrisen besser abfangen zu können und langfristig Ernährungssicherheit zu ermöglichen. 

Nachbar in Not

Der Zusammenbruch des Ostblocks ab 1989 und die Jugoslawienkriege bis 1995 lösten erneut große Flüchtlings- und Wanderbewegungen aus. Die Caritas schickte Hilfslieferungen in Krisengebiete am Balkan und richtete Beratungsstellen und Notunterkünfte für Geflüchtete ein. 1992 wurde mit anderen Hilfsorganisationen und dem ORF "Nachbar in Not" gegründet.

Im Laufe der Zeit wurde auch die Hilfe nach Naturkatastrophen immer wichtiger. Ein markantes Datum war der verheerende Tsunami 2004 im Indischen Ozean. Mehr als 220.000 Menschen kamen in Thailand, Indonesien und weiteren Ländern ums Leben. 

Flüchtlinge und Pandemie

Im Herbst 2015 war die Caritas wieder unter jenen, die sich besonders für die unzähligen Flüchtlinge einsetze, die nach Österreich kamen oder  auch nur durchreisten. Seit vergangenem Jahr ist die Caritas insbesondere durch die Pandemie besonders gefordert.

"Unser Tun und Lassen macht einen Unterschied und wir haben schon viele Krisen und Katastrophen gemeistert", so Caritas-Generalsekretärin Anna Parr. 

Die Ausrichtung der Caritas haben nicht zuletzt ihre Präsidenten entscheidend mitgeprägt, die mitunter Kultstatus genießen. Allen voran Prälat Leopold Ungar, Helmut Schüller, Franz Küberl oder aktuell Michael Landau. Dieser wird neben Kardinal Christoph Schönborn oder Caritas-Bischof Benno Elbs auch zugegen sein, wenn die Caritas ihr Jubiläum am 17. Juni beim einem Festgottesdienst im Stephansdom zelebriert.