Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) hat Anzeige gegen einen Kälbermast-Betrieb im oberösterreichischen Bezirk Kirchdorf erstattet. Dabei prangern die Tierschützer besonders an, dass der Bauer mit  artgerechter Haltung werbe, tatsächlich würden die Kälber komplett verdreckt und mit Kot beschmiert und ohne Auslauf auf nackten Spaltböden gehalten.

"Die neuen Einblicke in einen Großbetrieb in Oberösterreich zeigen das wahre Bild hinter den Kulissen der Werbefloskeln", prangert der Tierschutz-Verein an. In dem Betrieb sollen rund 700 Tiere gehalten werden. "Alle leben auf Vollspaltenboden in Buchten ohne Auslauf ins Freie", klagen die Aktivisten. Der Boden sei dabei vollkommen mit Fäkalien verschmiert, das Fell vieler Tiere mit Kot verklebt.

Mit der Kamera dokumentiert

Auf mehreren Minuten Videomaterial ist der Zustand der Tiere und ihrer Behausung dokumentiert, gegenüber dem ORF erklärt Besitzer und Landwirt Leo S., dass es seinen Tieren sehr gut gehe. Er weist die Vorwürfe zurück: "Die Böden werden beheizt, die Stallungen werden gut belüftet. Es ist bei einem normalen Tag wunderschön, wie sich die Tiere wohlfühlen."

Auf der Webseite wirbt der Betrieb mit "feinster Qualität" und nicht zuletzt mit der vorbildlichen Haltung der Kälber. "Kälber müssen individuell betreut werden. Nach der Geburt werden sie auf Stroh gebettet und leben in natürlichem sozialem Verband mit ihren Artgenossen", heißt es dort weiter.

Anzeige und Besitzstörung

Die Entgegnung des VGT: "Die Kälber werden in Buchten mit 20 bis 30 Tieren gehalten. Platz zum Spielen ist da nicht – Beschäftigungsmaterial gibt es keines. Selbst ältere Kälber wurden beim Besaugen von Metallstangen dokumentiert – einem Ersatzverhalten aus Langeweile und Frust oder auch zur Befriedigung des Saugbedürfnisses nach der Trennung von der Mutter."

Das Lecken der Stangen kann ein Hinweis auf Langeweile, Frust oder Durst sein
Das Lecken der Stangen kann ein Hinweis auf Langeweile, Frust oder Durst sein © VGT

Laut VGT wurde das Videomaterial im Mai aufgenommen. Landwirt Leo S. beklagt sich über das unerlaubte Betreten seines Betriebes. Die Tierschützer gaben an, dass man nicht eingebrochen habe. Weil alles offen gewesen sei, haben man "reingehen können". David Richter vom VGT erklärt dazu: "Das ist natürlich eine Besitzstörung, das ist klar, aber verglichen mit dem dortigen Tierleid und dem öffentlichen Interesse ist das aus unserer Sicht gerechtfertigt."

Dieser Fall zeige laut Richter die "Dreistigkeit der Tierhaltungs-Industrie." Die Realität werde nicht gezeigt, "das würde die Konsumentinnen und Konsumenten wohl abschrecken und erschüttern."

Der VGT hat Anzeige bei der zuständigen Behörde erstattet. Die Bezirkshauptmannschaft Kirchdorf bestätigte, dass eine Anzeige eingelangt ist.