Ab wann kann in Österreich geimpft werden?
Rund 10.000 Dosen des Corona-Impfstoffs von Biontech und Pfizer könnten in Österreich aufgrund des früheren Gutachtens der Europäische Arzneimittelbehörde EMA, das schon am 21. Dezember vorliegen soll, bereits vor Jahresende "in einigen ausgesuchten Alten- und Pflegeheimen" zum Einsatz kommen. Das sagte der Covid-Sonderbeauftragte Clemens Martin Auer am Mittwoch dem "Ö1-Morgenjournal". Am 23. oder 24., aber feiertagsbedingt spätestens am 28. Dezember rechne er damit, dass man dann in Wien und Niederösterreich mit der Impfung beginnen könne.
Warum kommen Wien in Niederösterreich zuerst dran?
Österreich erhält direkt nach der Zulassung 10.000 Impfdosen. Es wurden die entsprechenden Vorbereitungen getroffen, um diese Dosen sofort verimpfen zu können. "Die Pflegeheime in Wien und Niederösterreich sind nach logistischen Gesichtspunkten ausgesucht worden, da der Zulieferer diese kleine erste Menge an 10.000 Dosen nur nach Wien anliefern kann", heißt es dazu aus dem Gesundheitsministerium. Im Jänner werden dann weitere 230.000 Impfdosen erwartet, die auf ganz Österreich verteilt werden. Dann kann in ganz Österreich mit dem Impfen begonnen werden. Eine gleichmäßige Verteilung über ganz Österreich sei damit sichergestellt.
Wann ist es in der Steiermark soweit?
Auch in der Steiermark laufen die Vorbereitungen für die Impfungen bereits. Sollte die Genehmigung des Präparats von Biontech-Pfizer tatsächlich rund um die Weihnachtsfeiertage erfolgen, will man bereits ab 12. Jänner 2021 impfen, heißt es vonseiten des Landes. Die ersten Steirer, die gegen das Coronavirus immunisiert werden sollen, werden aus einem der 229 Pflegeeinrichtungen stammen. Welche Häuser in die Ziehung kommen, ist offenbar noch offen. Denn notwendig sind dafür nicht nur Impfärzte, sondern auch der Zugang zur elektronische Gesundheitsakte „elga“. Genau das stellt die Behörden noch vor Problemen, denn einige Betreiber haben eine derartige Schnittstelle aus Kostengründen nicht.
Und wann ist es in Kärnten soweit?
Weil in den Abstimmungsgesprächen mit dem Bund durchgesickert ist, dass eine Corona-Impfung zeitnah bewilligt werden könnte, tagte gestern In Kärnten erstmals eine neu gegründete „Impfkommission“ mit Experten des Landes und Verantwortlichen der Einsatzorganisationen. „Noch im Jänner wollen wir die Impfung allen Mitarbeitern und Bewohnern der 79 Kärntner Pflegeheime zur Verfügung stellen. Dann folgen die Krankenhäuser“, sagt Gerd Kurath vom Landespressedienst. Im März und April würden jene Bürger geimpft, die aus beruflichen Gründen häufig Kontakte mit vielen Personen hätten. „Im Mai folgt dann die restliche Bevölkerung. Jeder, der geimpft werden will, wird diese Möglichkeit bekommen“, so Kurath.
Wie viele Impfdosen dem Land Kärnten zur Verfügung gestellt werden, sei unklar. „Die Zahlen variieren ständig aufgrund der unterschiedlichen Aussagen der Anbieter auf EU-Ebene.“ Wer die Impfungen letztlich wo verabreichen werde, sei aktuell Inhalt der Beratungen.
Zuerst werden wir 10.000 Vakzine bekommen, wann kommt dann mehr?
Im Laufe des Jänners geht es dann mit rund 230.000 Dosen von Biontech/Pfizer weiter. Diese Impfdosen werden entsprechend der österreichischen Impfstrategie ebenfalls in den Alters- und Pflegeheimen zur Anwendung kommen. Die nächste Lieferung solle ebenfalls im Lauf des Jänner erfolgen - und zwar dabei soll es sich dann um 200.000 Dosen von Moderna handeln. Damit wird die Immunisierung des Gesundheitspersonals in Krankenhäusern, Ordinationen etc. und von Hochrisikogruppen möglich sein. Die dritte Impfstofftranche sollte von AstraZeneca kommen und ist mit rund zwei Millionen Vakzin-Dosen die höchste. Damit soll die zweite Impfplan-Phase beginnen: Impfungen für alle Personen über 65 sowie solche mit Systemrisiko in den Bereichen Bildung, Sicherheit, Justiz und in der kritischen Infrastruktur.
Kann mir aussuchen, von welchem Hersteller meine Impfung kommen wird?
Nein, das hängt von der Verfügbarkeit und der Beschaffenheit der Impfstoffe ab. „Ich gehe davon aus, dass die Impfstoffe, die in Europa zugelassen werden, alle gute Impfstoffe sind, sonst würden sie keine Zulassung bekommen“, betont Auer. „Wir werden am Beginn den Biontech und den Moderna-Impfstoff haben, die sind sehr kompliziert in der Handhabung, sie brauchen eine Minus 80 Grad-Lagertemperatur. Daher werden wir diesen Impfstoff nur im organisierten Bereich einsetzen können, also in Alten- und Pflegeheimen, in Krankenhäusern und wahrscheinlich auch in den gut organisierten Impfstraßen“, erklärt der Experte. Impfstoffe von Astra Zeneca und Johnson & Johnson – das sind Vektor-Impfstoffe – seien einfacher in der Handhabung und könnten im auch im Bereich der niedergelassenen Ärzte verabreicht werden.
Wird es eine Impfpflicht geben – eventuell für einzelne Berufsgruppen?
„Es wird sicherlich keine gesetzliche Impfpflicht geben, für niemanden, auch nicht für einzelne Berufsgruppen. Das hat der Nationalrat noch nie beschlossen, weil es keinen politischen Konsens darüber gibt. Es gibt in Wahrheit einen Grundkonsens, dass keine Impfpflicht kommen soll“, stellt Auer klar.
Warum ist eine mögliche Impfpflicht trotzdem immer wieder Thema?
Während man auf Bundesebene von einem Grundkonsens spricht, ist die Situation in den Ländern nicht immer dieselbe. So hat etwa der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer erst am vergangenen Wochenende eine verpflichtende Impfung gefordert und gemeint, dass manche Menschen "zu ihrem Glück gezwungen" werden müssten, wenn es um die Gesundheit aller geht. Aber natürlich nur dann, wenn der Impfstoff wirkt und sicher ist. Ähnlicher Meinung ist unter den Landeschefs aktuell nur Thomas Stelzer aus Oberösterreich. Burgenlands LH Hans Peter Doskozil, der ebenfalls mit einer Impfpflicht kokettiert hat, betont mittlerweile, dass Impfungen ausschließlich freiwillig durchgeführt werden müssten.
Wie stehen die Bürgerinnen und Bürger zur Impfpflicht?
In einer Umfrage des Meinungsforschers Peter Hajek gaben nur 17 Prozent der Österreicher an, sich "ganz sicher" impfen zu lassen. 29 Prozent lehnen dies hingegen dezidiert ab. Weil weitere 13 Prozent der Befragten eine hohe Impfbereitschaft angegeben haben, geht Hajek davon aus, dass "aus heutiger Sicht" rund 30 Prozent der Österreicher für die Corona-Impfung mobilisiert werden könnten.
Damit hat sich die Impfbereitschaft in der Bevölkerung im Laufe des Jahres verändert. In einer Umfrage des Profil vom Mai waren sogar noch insgesamt 55 Prozent für ein verpflichtendes Impfen. 26 Prozent waren dezidiert dagegen.
In unserer Kleine-Leserumfrage (siehe oben) sprechen sich 71 Prozent gegen eine Impfpflicht aus.
Kann ich trotz Impfung als Überträger in Frage kommen?
„Das lässt sich nicht hundertprozentig ausschließen“, sagt Markus Zeitlinger von der Med Uni Wien – doch dieses Problem habe man auch ohne Impfung, da man sich gesund fühlen und trotzdem ansteckend sein könne. Infektiologe Herwig Kollaritsch sagt: "Wir können heute einfach noch nicht sagen, ob die Impfung die Übertragung des Virus verhindert. Ich gehe aber davon aus, dass jemand, der geimpft ist und Antikörper gebildet hat in seiner Fähigkeit das Virus zu übertragen zumindest eingeschränkt ist. Das heißt: Er ist nicht so lange, nicht so massiv ansteckend. Abgesehen davon stellen wir bei den jetzigen Impfungen den Schutz des Einzelnen in den Vordergrund."
Wie lange wird der Impfschutz anhalten, wie oft muss die Impfung aufgefrischt werden?
Diese Daten fehlen noch, da sich der Beobachtungszeitraum erst über wenige Monate erstreckt. „Die Impfung wird mit großer Wahrscheinlichkeit nicht lebenslang schützen“, sagt Zeitlinger. Es sei noch unklar, wann die Impfung aufgefrischt werden müsse. Einen Hinweis könnten jene Menschen geben, die in den allerersten Studienphasen geimpft wurden: Bei diesen einigen Hundert Probanden könne man untersuchen, wie sich die Antikörpertiter im Blut entwickelten. Was schon klar sei: Bei den drei Impfstoffen, die nun vor der Zulassung stünden, werde es zur Grundimmunisierung zwei Teilimpfungen im Abstand von wenigen Wochen brauchen.