Allzu viel dürfte in den Schulen heute noch nicht los sein, der Fenstertag ist an vielen Standorten ein schulautonomer Tag. Erst ab Mittwoch wird sich zeigen, wie die neuen Auflagen in der Praxis umgesetzt werden. Vor allem das Tragen von Masken im Unterricht polarisiert. Was Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) als unzumutbare „Quälerei“ bezeichnet, nennt Bildungsminister Faßmann (ÖVP) das „gelindere Mittel als Schulschließungen“. Er räumte auch ein, dass die Maskenpflicht „nicht auf Biegen und Brechen“ durchgesetzt werden müsse, wenn etwa ausreichend gelüftet wird. 

1,2 Millionen FFP2-Masken und rollbarer Sprechschutz

Wiens neuer Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) sprach ebenfalls eine "eindringliche Empfehlung" an alle Lehrer*innen aus Masken zu tragen – zum Selbst- und auch zum Schutz anderer. Noch bevor die Bundesregierung die Schulöffnungen überhaupt bekannt gab, ließ Wiederkehr wissen, dass Wien für die Schulöffnungen gerüstet sei. Schon vergangene Woche wurden Pakete mit insgesamt 1,2 Millionen FFP2-Masken an alle Schulen geliefert. Jeder Standort wurde außerdem mit rollbaren Plexiglaswand als Sprechschutz für Eltern-Lehrer-Gespräche bestückt. Luftreinigungsgeräte, wie sie etwa Dominik Nepp (FPÖ) und auch Elternvertreter anstatt der Maskenpflicht forderten, hat man geprüft und als weniger effizient als regelmäßiges Lüften eingestuft. Dagegen spricht auch das Kosten-Nutzen-Verhältnis, heißt es aus Wiederkehrs Büro. 

Gurgel-Tests statt Antigen-Schnelltests

Im Zuge der Wiener Massentests wurden insbesondere Pädagoginnen und Pädagogen dazu aufgerufen, sich testen zu lassen. Wieviele dem letztendlich am Wochenende nachgekommen sind, ist aber nicht bekannt. Zusätzlich wurden alle Schulstandorte mit 50.000 Gurgel-Testkits ausgestattet, mit denen Verdachtsfälle selbst getestet werden können. Während die übrigen Bundesländer hier auf Antigen-Schnelltests setzen, bleibt Wien bei der langsameren aber zuverlässigeren PCR-Methode. Die Empfehlung wäre, dass sich das Schulpersonal mit den Gurgel-Testkits auch einmal wöchentlich prophylaktisch selbst testet. „Ob der Standort das auch macht, obliegt ihm aber selbst“, heißt es aus dem Büro von Christoph Wiederkehr, die Bildungsdirektion könne nur Empfehlungen aussprechen. Eine weitere Empfehlung ist auch der gestaffelte Unterrichtsbeginn, um überfüllte Öffis und Ansammlungen vor den Klassen zu vermeiden. 

Fliegende Klassenzimmer, Arbeitszimmer und Lerncafés

Ausgearbeitet werden derzeit noch die Details rund um den angekündigten zusätzlichen Schulraum. Wieviel Bedarf es gibt, wird momentan noch erhoben und ist frühestens am Mittwoch absehbar. Fix sei inzwischen aber, dass alle 30 Volkshochschulen ihre Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung stellen würden. Ein Angebot, das sich vor allem an Schulen in der Nähe von VHS-Standorten richtet. Zusätzlich können auch Seminarräume in den Hotels der Accor-Gruppe kostenlos für den Unterricht gemietet werden. „Fliegendes Klassenzimmer“ heißt die Initiative, die allerdings nur Bundesschulen nutzen können. Die Bildungsdirektion wickelt die Kooperation mit den leerstehenden Hotels und Wien Tourismus über die Plattform „Book Your Room“ ab. Auf der Website können Familien unter dem Schlagwort „Fliegendes Arbeitszimmer“ auch einzelne Apartments für bis zu vier Stunden buchen. 

Lerncafés für Schüler und Studierende

Mit dem „Fliegenden Lerncafé“ soll am Mittwoch eine weitere Ausweichmöglichkeit vorgestellt werden. Man habe sich inzwischen mit Kaffeehäusern, die „die räumlichen Voraussetzungen erfüllen“ geeinigt. Die Lerncafés sind nicht für den Unterricht sondern vor allem auch für Oberstufen-Schüler und Studierende gedacht, heißt es aus der Bildungsdirektion. Nachdem sie nach wie vor im Distance Learning bleiben müssen, könnten die Lerncafés bald eine echte Alternative für die abhanden gekommenen Lernräumlichkeiten sein. Mittlerweile sei man auch mit anderen Bundesländern im Gespräch, die Initiative auszuweiten, heißt es aus der Wiener Bildungsdirektion.