Zwar fänden sich in der Schau des HGM  keine "expliziten Hinweise auf antisemitische, rassistische oder rechtsextreme Inhalte", jedoch sei durch die Zusammenstellung der Objekte und deren "mangelhafte Kontextualisierung eine Missinterpretation der Inhalte möglich", heißt es in der Zusammenfassung des 9-seitigen Berichts, der der APA vorliegt. Empfohlen wird daher eine Neuaufstellung, von lediglich "objektbasierten Ad-hoc-Interventionen" wird abgeraten.

Bereits in der Vorbemerkung weisen die Experten jedoch darauf hin, dass es sich um die Überprüfung einer 20 Jahre alten Dauerausstellung handelt und sich der historische Forschungsstand in diesen beiden Jahrzehnten "sehr stark weiterentwickelt" hat: "Im Schnitt gelten Dauerausstellungen nach längstens 15 bis 20 Jahren als überholt, weshalb Museen spätestens dann eine Neugestaltung anstreben."

Prinzipielle Kritik

Die Kommission hinterfragt jedoch "prinzipiell", ob ein militärhistorisches Museum "der wirklich geeignete Museumstyp" für eine Ausstellung dieser Phase der politischen Zeitgeschichte ist. Die damalige Gestaltung der Ausstellung sei jedoch auch "vor dem Hintergrund der damaligen Defizite einer musealen Verankerung der österreichischen Zeitgeschichte und der damit verbundenen Pläne eines 'Hauses der Geschichte' zu betrachten", das bekannterweise erst im Herbst 2018 eröffnet hat. Für eine umfassende Darstellung der Geschichte seien freilich weder Perspektiven der Militärgeschichte alleine noch eine vornehmlich auf militärische bzw. heereskundliche Objekte konzentrierte Sammlung ausreichend. Grundsätzlich empfiehlt die Kommission einen "Leitbildprozess des HGM, um das Bild eines Militärmuseums im 21. Jahrhundert zu schärfen und eine zeitgemäße Orientierung zu ermöglichen". Konkret auf die Ausstellung "Republik und Diktatur" bezogen kritisieren die Experten den Mangel eines erkennbaren Konzepts, das vor allem in der Zeit von 1938 bis 1945 "nicht mehr wirklich nachvollziehbar" sei. Auch die fehlende Gleichwertigkeit der einzelnen Kapitel wird bemängelt, was zu "groben Missverhältnissen zwischen der Darstellung von Engelbert Dollfuß ('Der Ballhausplatz') im Vergleich zum Kapitel 'Das KZ'" führe. Letzteres müsse im Vergleich "mit nur einigen wenigen Objekten auskommen". Für die Besucher erschließe sich das Konzept daher "nur sehr schwer bis gar nicht". Selbst für Kenner seien einzelne Themenabschnitte und die Zusammenhänge der Objekte nicht immer möglich zu dekodieren.

Daher kommt man zu dem Schluss, dass die "oftmals assoziative Anordnung" der Objekte zwar im Zuge von Führungen Möglichkeiten böten, Zusammenhänge herzustellen, dies für Individualbesucher jedoch "ausgesprochen schwierig" sein könne. Zudem könnten "numerische Gewichtungen der Objekte" - "wiewohl nicht intendiert" - missverständlichen Interpretationen "Vorschub leisten".

Schlechte Vermittlung
Ein schlechtes Zeugnis wird auch den Beschriftungen der Bereiche und Objekte, dem Saalzettel sowie dem Audioguide ausgestellt, der "auch nicht wirklich das bessere Verständnis der Inhalte" unterstütze, da es an Erklärungen der Zusammenhänge und einer Kontextualisierung mangle. "Eine zeitgemäße Adaptierung der Vermittlungselemente ohne großen Eingriff in die Ausstellung selbst wäre in Anbetracht der seit der Ausstellungseröffnung vergangenen Jahre sicherlich möglich und auch erforderlich gewesen", heißt es kritisch.

Positiv angemerkt wird allerdings, "dass die Ausstellung durch Kunstwerke interdisziplinär erweitert wurde", jedoch seien die zwischen den Themen eingeschoben wirkenden Kunstwerke "nicht immer ohne Weiteres ein- oder zuordenbar, vielfach textlos und teilweise unverständlich", folgt die Einschränkung. "Aus Sicht der Kommission werden zu viele bildliche Darstellungen von Adolf Hitler sowie Hakenkreuze und andere NS-Insignien gezeigt, was museumsethisch nicht mehr zeitgemäß ist."

Detailliert widmet sich der Bericht auch der Präsentation einzelner Objekte und deren mangelnder Kontextualisierung. Ein durchaus gutes Zeugnis wird allerdings den museumspädagogischen Programmen ausgestellt. "Die Kommission anerkennt das zeitgemäße Leitbild, das sich das Team der Geschichtsvermittlung gegeben hat, und sieht die große Themenvielfalt und die Einbindung vieler Zielgruppen sowie von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sehr positiv". So sei etwa die Aktionswoche "Kinder in bewaffneten Konflikten" ein Best-Practice-Beispiel. Weniger überzeugt zeigten sich die Experten jedoch von den Publikationen für Kinder, da deren Inhalte "ohne zusätzliche personelle Vermittlung (...) als problematisch angesehen werden müssen". Das Verteidigungsministerium sollte sich laut Kommission daher "generell" die Frage stellen, "ob aus pädagogischer Sicht der Besuch eines militärhistorischen Museums und insbesondere des Zeitabschnitts von 1918 bis 1945/46 für Kinder unter 10 Jahren zu befürworten ist". Dies erscheine "nur im Kontext mit einer Koppelung an den Lehr- und Unterrichtsplan sinnvoll".

Abschließend kommt der Bericht zu dem Schluss, dass die Ausstellung den Erfordernissen einer zeitgemäßen Präsentation "nicht entspricht und erneuert werden muss". Angeregt wird dabei eine "konstruktive und kooperative" Abstimmung mit dem Haus der Geschichte Österreich (hdgö), "damit sich die Ausstellungen der beiden Institutionen des Bundes ergänzen". Bei einer Neuaufstellung empfiehlt die Kommission, mit externen Experten zusammenzuarbeiten "sowie dauerhaft einen wissenschaftlichen Beirat zu installieren".

Noch ausständig ist der ebenfalls angekündigte Rechnungshofbericht zum HGM. Bereits im Jänner hatte sich eine externe Tagung mit dem Titel "#hgmneudenken" mit der Kritik am Heeresgeschichtlichen Museum auseinandergesetzt. Offen ist nach wie vor auch die mögliche Weiterbestellung des HGM-Direktors M. Christian Ortner, dessen Vertrag bereits ausgelaufen ist.