Weil sie einen Stammkunden betäubt und dem Mann 3.800 Euro sowie zwei Mobiltelefone abgenommen haben soll, hat sich am Donnerstag eine Prostituierte am Wiener Landesgericht verantworten müssen. Die 29-Jährige war nicht geständig, obwohl sie von Spuren am Tatort belastet wurde.

Die Frau, die jahrelang für ein Escort-Service gearbeitet, zuletzt aber nur mehr Stammkunden besucht hatte, war regelmäßig vom späteren Opfer gebucht worden. "In dem Milieu ist er bekannt. Er hat Vorlieben für ein bestimmtes Service, das er immer will", wusste Verteidiger Martin Mahrer. Am 21. September 2019 sollte die Prostituierte in der Wohnung des Mannes seinem Wunsch gemäß ein Latex-Outfit anziehen, als er nach dem Konsum mehrerer Red Bull plötzlich einschlief - "schlagartig", wie er später gegenüber der Polizei betonte.

Die Angeklagte soll ihm Clonazepam - ein Benzodiazepin, mit dem zerebrale Krampfanfälle behandelt werden - in sein Getränk gemischt haben. Noch am übernächsten Tag waren Spuren des Wirkstoffs im Blut des Mannes nachweisbar. Die 29-Jährige stellte die gegen sie gerichteten Vorwürfe in Abrede. Sie habe den Raub nicht begangen: "Ich habe absolut nichts weggenommen."

Ihr Verteidiger deutete an, der Freier, der nach einem Unfall - ihm musste als Folge davon ein Unterschenkel amputiert werden - auf Medikamente angewiesen ist, könnte irrtümlich ein falsches Mittel eingenommen haben. Als der Mann aus seinem ohnmachtähnlichen Zustand erwacht war, hatte er festgestellt, dass seine Wohnung durchwühlt worden war. Auf zwei Kartons, die aus Kästen gerissen und - wohl auf der Suche nach Wertgegenständen - zu Boden geschleudert worden waren, fanden sich die Fingerabdrücke der Angeklagten.