Eigentlich sind ja Osterferien. Für viele Schüler*innen sind diese Tage aber auch eine Zeit der Ungewissheit. Seit gestern kennen zumindest die tausenden Maturantinnen und Maturanten in Österreich ihren Fahrplan. Am 4. Mai wird der Unterricht für Maturaklassen wieder beginnen, die schriftlichen Klausuren finden ab 25. Mai statt. Wie es mit den anderen Schulstufen weitergeht, wird nach Ostern entschieden. Gelernt wird jedenfalls in den nächsten Wochen zumeist noch daheim. Das ist für alle Betroffenen eine Herausforderung und für die Schüler*innen oft alles andere als einfach.

“Viele haben Eltern, die ihnen nicht helfen können, oder gar kein Deutsch sprechen. Es kann nicht sein, dass sie unter dieser Situation leiden müssen”, sagt Johanna Teufel. Die 22-Jährige studiert Cross-Disciplinary Strategies an der Universität für angewandten Kunst in Wien und hat Corona-bedingt im Moment mehr Zeit für Dinge abseits ihres Studiums. Mit drei weiteren Studenten rief sie vor zwei Wochen weiterlernen.org ins Leben –  eine Plattform, auf der Schüler*innen, die Hilfe suchen, mit Studentinnen und Studenten vernetzt werden, die als Tutor*innen kostenlos ihre Unterstützung anbieten.

Um die Qualität dieser Unterstützung sicherzustellen, müssen Studierende auf der Plattform ihre Inskriptionsbestätigung hochladen, geben die Fächer an, in denen sie helfen möchten und müssen ein kurzes Coaching absolvieren. Als Schüler*in gibt man wiederum an, wo man Hilfe benötigt. “Wir vernetzen dann beide im Hintergrund per E-Mail, sie machen sich einen Termin aus und klicken auf einen Link, der in ein Online-Klassenzimmer führt, wo dann ein Video-Call startet”, erklärt Teufel.

Dabei soll aber keine einmalige Nachhilfestunde herauskommen. “Wir fragen die Tutor*innen, wie viele Schüler*innen sie betreuen möchten. Sie sollen auf jeden Fall längerfristig eine Ansprechperson sein”, sagt Teufel. Aus ersten Erfahrungen fehlt vielen Schüler*innen, die sich bislang angemeldet haben, nämlich vor allem ein klarer Lernplan: “Ich selbst helfe zum Beispiel einer Schülerin in Deutsch, die im Hinblick auf die Matura noch Probleme mit den Textsorten hat. Ich habe ihr also vorgegeben, welche Texte sie bis zur nächsten Woche bearbeiten soll. Gemeinsam sehen wir uns auch an, welche Aufgaben sie von ihren Lehrer*innen bekommt.” Dabei falle ihr und den anderen Tutor*innen immer wieder auf, wie unterschiedlich Schulen für den digitalen Unterricht gerüstet sind. “Manche haben verschiedene Plattformen, wie Moodle, andere haben überhaupt nichts”, so die 22-Jährige.

Über 100 Schüler*innen haben sich mittlerweile auf weiterlernen.org angemeldet, dazu über 300 Studierende, die ihre Hilfe anbieten. Da bei vielen der Tutor*innen die eigene Matura noch nicht lange zurückliegt, findet der Service bislang besonders bei angehenden Maturantinnen und Maturanten Anklang. Im Angebot finden sich fast alle Schulfächer, wobei die Klassiker Mathematik, Deutsch und Englisch am stärksten nachgefragt werden.

Ziel ist es, die Plattform auf breitere Beine zu stellen, was bereits demnächst der Fall sein wird. Nach Gesprächen mit Bildungsdirektionen und dem Bildungsministerium wurde am Donnerstag bekannt, dass die Plattform Teil der Initiative #WeiterLernen des Bildungsministeriums wird. Dort können sich dann auch ältere Schüler*innen, pensionierte Lehrer*innen und andere Freiwillige sich als Ansprechpartner für Hilfesuchende anmelden. Teufel richtet sich vor allem an andere Studierende: “Es gibt eine Krise und wir sehen ein Problem. Schüler*innen sitzen daheim und viele Studierende haben Zeit. Wir wollen diese Schüler*innen nicht alleine lassen und appellieren daher an alle Student*innen, denen es möglich ist, zu helfen. Dort, wo es eben geht.”