Nach dem Tod einer 13-Jährigen im September 2019 im Waldviertel müssen sich die Eltern des Mädchens in wenigen Wochen vor dem Landesgericht Krems wegen Mordes durch Unterlassung verantworten. Der für zwei Tage anberaumte Prozess beginnt am 12. Februar, bestätigte Verteidiger Zaid Rauf auf APA-Anfrage einen Bericht der "Kronen Zeitung" (Samstagsausgabe).
Dem 39-jährigen Vater und seiner um vier Jahre jüngeren Frau wird vorgeworfen, die chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung der Tochter nicht behandeln haben zu lassen. Die Krankheit des Mädchens sei bei Einleitung entsprechender Schritte jedenfalls "beherrschbar gewesen", hieß es seitens der Staatsanwaltschaft. Die Unterlassung der Behandlung erfolgte nach Angaben der Anklagebehörde aus religiösen Gründen.
Laut Rauf bekennen sich die Beschuldigten zu einer Freikirche - "einer von etwa 4.000" weltweit. Dem Medienbericht zufolge nennt sich die betreffende Gemeinschaft "Gemeinde Gottes". Bereits Mitte Dezember hatten die Freikirchen in Österreich (FKÖ) erklärt, dass die Angeklagten weder Mitglieder noch Nahestehende der kirchlichen Gemeinde seien.
Bauchspeichendrüsenentzündung
Das Kind starb am 17. September 2019, die Obduktion bestätigte die chronische Bauchspeichendrüsenentzündung als Grund. Wie die Staatsanwaltschaft Krems nach dem Bekanntwerden der Causa mitteilte, sah das Paar der 13-Jährigen im Haus der Familie beim Sterben zu. Dazu seien die Beschuldigten auch geständig, betonte Sprecher Franz Hütter im Oktober. "Die beiden wollten garantiert nicht, dass die Tochter stirbt", sagte Rauf, der die Angeklagten gemeinsam mit Rudolf Mayer vertritt, zur APA. Keinen Arzt zu holen, sei der Wunsch der 13-Jährigen gewesen.
Festgenommen wurden die Verdächtigen Ende September, sie sitzen aktuell in Untersuchungshaft. Neben Mord wird den Angeklagten auch das Quälen und Vernachlässigen einer unmündigen Person vorgeworfen. Mehrere Geschwister der Toten wurden nach Angaben der Kinder- und Jugendhilfe in einer Betreuungseinrichtung des Landes untergebracht.