Ein US-amerikanischer Kriegsgefangener hat im Jahr 1945 kurz vor der Rückkehr in sein Heimatland eine Schmuckkette von einem Bauernhof im Bezirk Braunau entwendet. Der als Chariwari bezeichnete Gegenstand fand nach dem Tod des früheren Soldaten 2014 den Weg zurück und wurde an die Landessammlungen Niederösterreich übergeben. Nun wird nach dem ursprünglichen Besitzer gesucht.
Organisiert wird die Fahndung der historischen Art durch das Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung sowie das Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich. Der dortige wissenschaftliche Leiter, Christian Rapp, sprach von einer "zutiefst berührenden" Vergangenheit des Gegenstands.
In Braunau gestohlen
US-Soldat Stan Muczynsky befand sich einer Aussendung vom Donnerstag zufolge nach Abschuss eines B24-Bombers in Kriegsgefangenschaft im Lager Stalag XVII B Krems-Gneixendorf in Niederösterreich. Danach, kurz vor der Überstellung nach Frankreich, schlug er wohl im oberösterreichischen Bezirk Braunau zu, eignete sich das Objekt an und nahm es mit in seine Heimat.
Mit dem französischen Begriff Chariwari wird eine individuell gestaltete, silberne oder versilberte Schmuckkette beschrieben. Der Gegenstand dient grundsätzlich "zur Befestigung der Taschenuhr und zur Verzierung der Trachtenlederhose", wurde in der Aussendung betont. Die vorliegende Chariwari-Kette dürfte aus dem späten 19. Jahrhundert stammen. Auf dem Objekt sind ein Geweihstück und eine Silbermünze - ein Vereinstaler - angebracht.
Geständnis am Sterbebett
Am Sterbebett bat Muczynsky seinen Schwiegersohn Richard Smith 2014, die Schmuckkette seinem ursprünglichen Besitzer zurückzugeben oder zumindest nach Österreich zurückzuführen. Smith reichte die Kette in den USA "an Justin Ungerboeck, den österreichischen Honorarkonsul in St. Louis" weiter, schilderte Barbara Stelzl-Marx, Leiterin des Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgenforschung. "Im Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich hat es dann der wissenschaftliche Leiter von US-Botschafter Trevor Traina symbolisch entgegengenommen."
"Wir haben nicht viele Anhaltspunkte, aber vielleicht gelingt es ja doch, den ursprünglichen Besitzer zu finden", hofft Rapp. Ansonsten sei das Objekt im Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich "gut aufgehoben".