Den Behörden ist am Mittwoch bei der "Operation Joker" der größte Schlag gegen illegales Glücksspiel gelungen. Sechs Personen wurden festgenommen, insgesamt gab es 43 Hausdurchsuchungen in mehreren Bundesländern und in Ungarn. In einer Halle in Niederösterreich wurden 533 illegale Glücksspielautomaten sichergestellt. Dazu wurde Geld, Gold- und Silberbarren im Wert von 382.000 Euro beschlagnahmt.
Organisierte Kriminalität
Die Geräte in der Halle dienten quasi als Nachschublager für illegales Glücksspiel in Hinterzimmern. Immer wieder kam es vor, dass nach Beschlagnahmungen binnen 24 Stunden neue Automaten aufgestellt wurden. Gefasst wurde am Mittwoch auch die Köpfe der laut Behörden "mafiösen Organisation". "Die Tätergruppierung weist zweifelsfrei alle Merkmale von organisierter Kriminalität auf und erinnert an die Machenschaften von Al Capone in den 1920er-Jahren", kommentierte Dieter Csefan, Leiter des Büros zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität im Bundeskriminalamt. "Unsere hervorragende Kooperation und die professionelle Vorgehensweise haben dem organisierten illegalen Glücksspiel den bis dato größten Schlag zugefügt", sagte Christian Ackerler, Vorstand der Steuerfahndung.
40 der Hausdurchsuchungen - auch in der Steiermark
40 der Hausdurchsuchungen wurden in den Bundesländern Steiermark, Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg und dem Burgenland vollzogen, drei in Ungarn. Die meisten gab es mit 15 in Wien, gefolgt von zehn in Niederösterreich und fünf in der Steiermark, die restlichen erfolgten in den andern Bundesländern. Dabei wurden insgesamt rund 254.000 Euro an Bargeld und Wertgegenstände - in Form von Fremdwährungen und Gold- und Silberbarren - im Wert von etwa 128.000 Euro sichergestellt. Die Organisation soll in der Vergangenheit mehr als 1,6 Millionen Euro an Glücksspielabgaben hinterzogen haben. Die Höhe der hinterzogenen Umsatz- sowie Einkommenssteuer muss noch festgestellt werden. Ebenso laufen aktuell die Ermittlungen des Bundeskriminalamtes wegen schweren Betruges.
Ermittlungen seit Juni 2018
Seit Juni 2018 gab es im Bundeskriminalamt eine eigene Arbeitsgruppe (AG) zur Bekämpfung des Glücksspiels. Diese AG fand heraus, dass österreichweit mehrere Gruppierungen illegales Glücksspiel betrieben, wobei sich deren Vorgehensweisen stark ähnelten. Seit Juli 2014 wurde vor allem in Ostösterreich ein Glücksspielnetzwerk aufgebaut. In der Regel wurden Lokalitäten angemietet, die an ausländischen Scheinfirmen untervermietet wurden. Es folgte eine bauliche Adaptierung der Lokale und eine Ausstattung mit Glücksspielautomaten, die zumeist von weiteren ausländischen Scheinfirmen betrieben wurden. Die Gewinne der Automaten wurden großteils ins Ausland verbracht, wo sie über Konten von Scheinfirmen als Rechnungs-, Gehalts- oder Mietzahlungen wieder zurück in die Firmenkonten der Täter-Gruppierung flossen.
Als eine der wichtigsten Gruppierungen konnte die sogenannte "Wiener Gruppe" identifiziert werden. Dabei handelte es sich um ein Netzwerk rund um einen Haupttatverdächtigen, der auch weitere Familienmitglieder in seine illegalen Geschäfte eingebunden hat. Die Ermittler vermuten, dass mindestens zwei Mal monatlich Summen zwischen 40.000 und 100.000 Euro ins Ausland gebracht und auf dortigen Konten von Scheinfirmen einbezahlt worden waren, hieß es in einer Presseaussendung am Donnerstag.
Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Leoben fand die "Operation Joker" am Mittwoch statt. 320 Beamte, davon 180 der Finanzverwaltung (Steuerfahndung, Finanzpolizei, Finanzamt für Gebühren, Verkehrssteuern und Glücksspiel) und 140 der Polizei (Bundeskriminalamt, Cobra, Wega) sowie der ungarischen Sicherheitsbehörde waren im Einsatz. "Ich danke allen Beteiligten für ihren Einsatz und gratuliere ihnen zu ihrer herausragenden Arbeit. Dank der exzellenten Kooperation ist das der bisher größte Schlag gegen das organisierte illegale Glücksspiel in Österreich", sagte Vizekanzler und Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP).
Mehrere Festnahmen
In Österreich wurden vier Männer und eine Frau im Alter zwischen 25 und 61 Jahren - die Köpfe der Organisation - festgenommen. Vier von ihnen sind österreichische Staatsbürger, einer ein Bosnier, sagte Andreas Riedler, Sprecher der Leobener Staatsanwaltschaft. Dazu wurde der Bankbeamte der Gruppierung, ein Ungar, in seiner Heimat gefasst. Elf Beitragstäter wurden wegen des Verdachts des schweren Steuerbetrugs ausgeforscht. Die Staatsanwaltschaft Leoben ermittelt gemeinsam mit der Steuerfahndung derzeit gegen 24 Beschuldigte.
Die Lagerhalle in Niederösterreich mit den Glücksspielgeräten wurde versiegelt. Bei den Durchsuchungen stellten die Ermittler auch Waffen, Handys, Computer sowie geringe Mengen Suchtgift sicher. 30 Konten in Österreich und 13 in Ungarn ließen die Behörden bereits öffnen, an weiteren sind die Strafverfolgungsbehörden