Nach einer Schießerei im Salzburger Hans-Lechner-Park im Sommer 2018 haben sich am Montag zwei Italiener im Alter von 32 und 23 Jahren wegen versuchten Mordes am Landesgericht verantworten müssen. Der Ältere der beiden gab damals mindestens drei Schüsse auf einen 35-jährigen Serben ab und verletzte ihn schwer. Sein jüngerer Landsmann soll ihm dabei als Beitragstäter den Rücken freigehalten haben.
Fest steht, dass sich die beiden Italiener und ihr späteres Opfer an jenem 14. August spätabends wegen einer Drogenangelegenheit im Park getroffen hatten. Und fest steht auch, dass das Treffen für den Serben mit einem Steckschuss im linken Schulterblatt, einem Durchschuss des Oberschenkels und einem Steckschuss im Bauch endete. Der Mann musste notoperiert werden, befand sich aber nicht in Lebensgefahr. Über das Motiv der Tat und darüber, welchen Zweck das Treffen hatte, gibt es allerdings zwei Versionen.
Schütze gestand
Der Schütze gab am Montag zu, die Schüsse abgefeuert zu haben. Der in seiner Heimat vierfach vorbestrafte, zuletzt in Salzburg lebende Pizzabäcker will aber in Notwehr gehandelt haben. "Ich habe mich nur verteidigt", sagte erzu Richter Günther Nocker. Er habe damals seinen 23-jährigen Wohnungskollegen zu dem Treffen mit einem vermeintlichen Suchtgiftabnehmer in den Park begleitet. Dabei sei es zu einem Streit gekommen. Der Serbe habe plötzlich ein Klappmesser gezogen und sie attackiert. Da habe er in den Rucksack gegriffen, in dem er den Revolver verwahrte, und durch den Rucksack drei Mal auf den Angreifer geschossen.
"Die beiden kannten sich nicht", sagte dazu der Verteidiger des Mannes. Der Serbe hätte wegen seiner Sucht unbedingt Drogen benötigt und die Italiener attackiert, als er keine bekam. "An seinen Augen habe ich gesehen, dass er damals unter Drogen stand und Alkohol getrunken hat. Er war sehr aggressiv", sagte auch der 32-Jährige.
Tatwaffe Trommelrevolver
Die Tatwaffe - ein Trommelrevolver - wurde später bei einer Hausdurchsuchung mit Zeitungspapier und Klebefolie umwickelt in einem vollen Farbkübel entdeckt. Der Hauptverdächtige sagte heute, er habe sich die Waffe drei, vier Monate vor der Tat gekauft, um sich bei seinen Drogengeschäften besser schützen zu können. Warum er sie an diesem Tag mit im Rucksack hatte, konnte er allerdings nicht schlüssig erklären.
Die Version der Staatsanwaltschaft ist freilich eine andere. Sie stützt sich auf Zeugenaussagen, wonach der Serbe dem 23-Jährigen bei einem Geschäft Koks gestohlen hat. Darum hätten die beiden Italiener am Tag vor dem Tat intensiv nach dem Serben gesucht. Weil der Jüngere der beiden seinen Freund bei der Schussabgabe zumindest "psychisch unterstützt" haben soll, wurde er wegen Beitrags zum versuchten Mord angeklagt. "Es war ihm bewusst, dass der Erstangeklagte die Waffe mitgenommen hat, um auf den Serben zu schießen. Und er hat auch nicht eingegriffen, um die Schüsse zu verhindern", sagte Staatsanwalt Matthias Haidinger.
Urteil am Dienstag erwartet
Ein Vorwurf, den der Anwalt des 23-Jährigen scharf zurückwies. "Die Staatsanwaltschaft konstruiert eine Version, die wie ein Hinrichtungskommando aussehen soll. Das war ein zunächst normales Drogengeschäft." Das Opfer hatte übrigens ursprünglich bestritten, ein Klappmesser mitgehabt zu haben. Als im Park aber ein Messer mit der DNA des Serben gefunden wurde, berichtete dieser, die Waffe zufällig gefunden zu haben, als er nach den Schüssen am Boden lag.
Ein Urteil in dem Geschworenenprozess wird am Dienstag erwartet. Die beiden Italiener und drei weitere Angeklagte müssen sich zu einem späteren Zeitpunkt noch wegen einer Reihe von Suchgiftdelikten vor Gericht verantworten.