Drei Wochen vor dem letzten Life Ball werden die Organisatoren rund um Gery Keszler am Montagvormittag das Programm bekannt geben. Im Vorfeld der Pressekonferenz hat jedoch der Vorstand des Trägervereins "Life+" ein Statement über das Aus des Charity-Events veröffentlicht. "Alle hielten den Life Ball für ein unsinkbares Schiff", sagten deren Mitglieder über die schwierige finanzielle Lage.
Eine Entwicklung, keine Entscheidung
"Das war keine Entscheidung, sondern eine Entwicklung. Eine Entwicklung, die im Jahr 2016, in dem der Life Ball pausiert hat, begonnen hat", erklärte der Verein und beschrieb die kräfteaufreibende Zeit, die danach kam. Diese Pause und der damit verbundene Relaunch seien zwar ein "richtiger und wichtiger Schritt" gewesen, um die HIV-Jugendarbeit zu forcieren. Denn mit dem "Life Ball Next Generation", den Peer-to-Peer-Workshops sowie der "Know your Status"-Kampagne konnten die HIV-Testungsrate in Österreich um 20 Prozent gesteigert werden. Dennoch habe die Pause die Organisatoren "nicht wie erhofft gestärkt, sondern hat im Gegenteil Substanz gekostet", wurde betont.
"Finanzielle Substanz, weil wir trotzdem Projektgelder ausgeschüttet und einen Großteil der Reserven dafür verwendet haben und personelle Substanz, weil wichtige und erfahrene Mitarbeiter den Verein verlassen haben." Außerdem hätten sich auch manche Sponsoren in der Zwischenzeit neue Betätigungsfelder gesucht. "Der Life Ball 2017 und 2018 waren in Folge beide ein Kraftakt", so der Verein.
Businessplan
Darum hatte sich der Vorstand von "Life+" und das Life Ball-Team bereits nach dem letzten Ball im Sommer 2018 zusammengesetzt und einen Businessplan erarbeitet, wie man das Event organisatorisch und strukturell neu aufstellen und für die Zukunft fit machen könne. "Uns war schon zu diesem Zeitpunkt klar, dass wir das aus eigener Kraft nicht schaffen können, wir hätten Unterstützung gebraucht", so "Life +". Man habe dies auch allen wesentlichen Interessensgruppen, allen voran der Stadt Wien als erster Ansprechpartner, "sehr früh kommuniziert. Doch wir wurden nicht gehört oder nicht verstanden."
Die Subvention der Stadt blieb seit Jahren gleich, aber aufgrund der fortschreitenden Inflation wurde diese real immer weniger wert. "(...) Irgendwann geht sich's nicht mehr aus", erklärte "Life+". Zu Beginn des Jahres hätte der Verein erneut um Unterstützung gebeten. "Und eine Haftungserklärung in Höhe von 300.000 Euro, die uns aktiv vonseiten der Stadt angeboten, aber dann doch nicht gegeben wurde, wäre eine Sicherheit gewesen, die wir gerne angenommen hätten."
Richtigstellung der Fakten
In diesem Zusammenhang nahm der "Life+"-Vorstand auch zu in Medien verbreiteten Zahlen zu der Subvention vonseiten der Stadt Wien Stellung. "Nach 26 Jahren der erfolgreichen Zusammenarbeit mit der Stadt Wien würden wir uns wünschen, dass sich auch die Verantwortlichen der Stadt zur Richtigstellung der Fakten äußern. Es ist keineswegs korrekt, dass 'Life+' jährlich eine Subvention von 900.000 Euro erhält, noch dass wir zusätzlich bis zu einer Million gefordert hätten oder eine Ausfallshaftung. Wir sind sehr dankbar für die Subvention, die wir seit 2008 in Höhe von 800.000 Euro, und heuer zusätzlich einen Betrag von 100.000 Euro zweckgewidmet für dringend nötige EDV-Aufwendungen, von der Stadt Wien erhalten, um die Basiskosten abzudecken."
Die See sei insgesamt rauer geworden, "das spüren alle Unternehmen, natürlich auch unsere Sponsoren, die wie wir unter Kostendruck stehen und Etats kürzen", erklärte "Life+". Dass heuer gleich zwei Großsponsoren sehr kurzfristig ausgefallen seien, habe die Situation zusätzlich verschärft. "Ohne Reserven zu arbeiten, immer am Limit, schränkt den Entscheidungsspielraum extrem ein und macht die Planung schwer. Es ist die größte Herausforderung, den Sponsoren eine Idee und einen Event zu verkaufen, dessen tatsächliche Machbarkeit und konkrete Umsetzung von genau diesen Sponsoren und ihrem Beitrag erst abhängen." Hinter dem großen internationalen Event stehe dieser private Verein, dessen Vorstandsmitglieder - dazu zählt auch Keszler - persönlich haften.
Der Verein schließt das Jahr 2018 mit einem Reinerlös des Balls von einer Million Euro und nach Auflösung von Rücklagen und Ausschüttung von 1,3 Millionen Euro an Projektgeldern mit einem ausgeglichenen Ergebnis ab. Auch der Life Ball 2019 werde einen Reingewinn erwirtschaften, aber einen geringeren.
"Wenn wir ein Wirtschaftsunternehmen wären, dann wären wir heute reich, aber wir haben die 30 Millionen Euro Gewinn, die wir erwirtschaftet haben zur Gänze für die Unterstützung von HIV Positiven und an Aids erkrankten Menschen weiter gegeben - so wie es in unseren Vereins-Statuten steht", sagte der Vorstand.