Am Wiener Landesgericht ist am Montag der Prozess gegen vier Männer fortgesetzt worden, die versucht haben sollen, einer Bank angeblich heikle Daten um 1,5 Millionen Euro zu verkaufen. Einer der Angeklagten entschuldigte sich krankheitsbedingt, sein Verteidiger war mit der Verhandlung in dessen Abwesenheit einverstanden.

Wie die Leiterin der Verwaltungsabteilung der betreffenden Bank am inzwischen dritten Verhandlungstag einem Schöffensenat erklärte, wollte man im Juli 2017 77 ausgemusterte Firmen-Handys loswerden, wobei man davon ausging, dass damit betraute IT-Mitarbeiter sämtliche auf den Geräten gespeicherte Daten gelöscht hatten. Man habe sie "zur Rohstoffverwertung" verkaufen wollen, "dass sie wieder verwendet werden. Der Preis war egal", berichtete die Frau. Man habe angenommen, der Käufer werde die Geräte dann zerlegen und die noch funktionstüchtigen Einzelteile je nach Bedarf einsetzen.

Die Frau soll einem ihrer Mitarbeiter kurz vor Antritt ihres Urlaubs den Karton mit den schrottreifen Geräten auf den Tisch gestellt und diesem aufgetragen haben, dafür jemanden "zu finden", wie jener dem Gericht darlegte. Er habe sich darauf hin "umgehört" und sei dabei überzeugt gewesen, dass sich auf den Handys keine sensiblen Daten mehr befanden: "Ich hab' Vertrauen in die IT."

Die Geräte wurden ohne SIM-Karten und nach einem Reset um 170 Euro weiterverkauft. Laut Anklage soll der neue Besitzer in weiterer Folge versucht haben, sie zu Geld zu machen, indem er über einen Bekannten den Kontakt zu zwei Managern einer Sicherheitsfirma herstellte, die kurz vor Weihnachten 2017 der Bank auftischten, man hätte von dritter Seite einen Auftrag zum "Absaugen" der erfolgreich wiederhergestellten Daten bekommen. Zum Beweis dafür wurden dem Vorstand der Bank Fotos von IMEI-Nummern und SIM-Karten-Ausbrüchen präsentiert, wobei der Überbringer der Fotos Alfons Mensdorff-Pouilly gewesen sein soll.

Die Bank hätte für die Nichtweitergabe der Daten 1,5 Millionen Euro zahlen sollen. Sie schaltete die Polizei ein, ein Ermittlungsverfahren kam in Gang. In diesem wurde Mensdorff-Pouilly als Zeuge und nicht als Beschuldigter geführt. Angeklagt wurden der Käufer der Blackberry-Geräte, die beiden Geschäftsführer der Sicherheitsfirma sowie der zwischengeschaltete Mittelsmann, wobei von der Staatsanwaltschaft versuchter schwerer Betrug angenommen wurde. Eine Rechtsansicht, die der vorsitzende Richter Christian Böhm nicht teilt, wie er eingangs der heutigen Verhandlung deutlich machte. Aufgrund der "bisherigen Verfahrensergebnisse" sei allenfalls von einem Verdacht in Richtung Erpressung auszugehen.

Mensdorff-Befragung verzögert sich

Die zeugenschaftliche Befragung des Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly verzögert sich. Vor 15.00 Uhr dürfte nicht mit seiner Einvernahme zu rechnen sein.

Ausschlaggebend für die Verzögerung war der Verhandlungsplan des vorsitzenden Richters, der sich als undurchführbar erwies. Nachdem die Schriftführerin vier Stunden ohne eine einzige Pause mitprotokolliert hatte, war diese dem Zusammenbruch nahe, weshalb die Verhandlung für 30 Minuten unterbrochen wurde.

Ein Mitarbeiter der betroffenen Bank hatte zuvor von einem Treffen mit den beiden angeklagten Geschäftsführern der Sicherheitsfirma berichtet. "Es wurde uns empfohlen, die Geräte zurückzukaufen", schilderte der Zeuge. Andernfalls wäre mit "desaströsen" Folgen für die Bank zu rechnen. 1,5 Millionen Euro wären für die an sich zur Verschrottung freigegebenen Handys gefordert worden. "Dass es nicht unsere Sternstunde war, diese Geräte außer Haus zu geben, steht außer Frage", konzedierte der Zeuge.

Urteile wird es heute keine mehr geben. Eine Zeugin hat krankheitsbedingt abgesagt, weshalb die Verhandlung vertagt werden muss.