Eine Serie von Wetterlagen aus Nord und Nordwest brachte in diesem Jänner an der Nordseite der Alpen große Niederschlagsmengen. Südlich der Alpen blieb es deutlich zu trocken. „In Hartberg zum Beispiel, in der südlichen Steiermark, kamen in diesem Jänner bisher nur 10 Millimeter Niederschlag zusammen. In Kössen in Tirol waren es dagegen über 370 Millimeter“, sagt Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), „im Gebiet von Vorarlberg über Nordtirol bis Salzburg war es einer der zehn niederschlagsreichsten Jänner der letzten 160 Jahre.“
Niederschlagsmengen im Rekordbereich
Wie ungewöhnlich die Niederschlagsmengen waren, zeigen auch die ersten Auswertungen einzelner Messstationen mit langen Messreihen. „In Kufstein kamen in diesem Jänner 279 Millimeter Niederschlag zusammen. Das sind 40 Millimeter mehr als beim bisherigen Kufstein-Rekord im Jänner 2012“, so ZAMG-Klimatologe Orlik. „Bregenz liegt mit 205 Millimeter Niederschlag auf dem zweiten Platz in der Reihe der niederschlagsreichsten Jänner und die Wetterstation Innsbruck-Universität mit 125 Millimeter auf dem dritten Platz der dortigen Messreihe.“
Schneerekorde
Die enormen Schneemengen in der ersten Monatshälfte sorgten für einige Rekorde. So registrierte die ZAMG in Reutte (T, 850 m) mit 116 Zentimeter die höchste maximale Gesamtschneehöhe in einem Jänner seit Beginn der Messungen im Jahr 1937. Auch bei den 15-tägigen Summen der täglichen Neuschneemenge gab es Rekorde, wie in Hochfilzen (T, 962 m) mit einer Neuschneesumme von 451 Zentimeter.
Deutlich zu kalt
Erstmals seit dem März 2018 war ein Monat im Großteil von Österreich deutlich zu kalt. Auf den Bergen und in vielen Tälern lag der Jänner 2019 deutlich unter dem klimatologischen Mittel. „In den hochalpinen Gipfelbereichen des Landes lag dieser Jänner 3,6 °C unter dem vieljährigen Mittel. Ähnlich kalt war es auf den Bergen in einem Jänner zuletzt im Jahr 1987 und deutlich kälter war der Jänner 1985 mit 5,6 °C unter dem Mittel.“ Relativ mild verlief der Jänner 2019 in den Niederungen von Süd- und Südostösterreich sowie im Flachland von Nord- und Ostösterreich.
Der Jänner 2019 im Detail:
Temperatur: Österreichweit war der Jänner 2019 hauptsächlich durch nördliche und nordwestliche Wetterlagen geprägt und stabilerer Hochdruckeinfluss hatte sich erst in der zweiten Monatshälfte bemerkbar gemacht. Das spiegelt sich auch in der Verteilung der Temperaturanomalien wider. So war es in den Niederungen vom Flachgau bis ins Burgenland durchwegs wärmer als im Mittel.
Im Westen des Landes (Großteil von Salzburg, Nordtirol, Vorarlberg) war es auch in den Tallagen kälter im vieljährigen Mittel. Die Abweichung erreichte hier -0,9 °C zum klimatologischen Mittel. Nördlich des Alpenhauptkammes war es in den alpinen Regionen oberhalb von etwa 700 m Seehöhe teils deutlich kälter als im klimatologischen Mittel. In den hochalpinen Gipfelbereichen des Landes war der Jänner 2019 um 3,6 °C kälter als das vieljährige Mittel. Damit ist dieser Jänner hier der kälteste seit dem Jahr 1987 (Abw. -3,7 °C). Deutlich kälter war es zuletzt 1985 mit einer Abweichung von -5,6 °C.
Von Oberösterreich bis ins Burgenland war der Jänner 2019 um 0,5 bis 1,5 °C wärmer als ein durchschnittlicher Jänner. In der südlichen und östlichen Steiermark entsprachen die Temperaturen dem Mittel oder lagen um bis zu 1 °C leicht darüber. Die relativ wärmsten Regionen waren in diesem Jänner die Niederungen in Kärnten. Die Abweichungen lagen hier zwischen +1 und +3 °C.
Niederschlag: Die häufigen Nord- und Nordwestwetterlagen brachten besonders in Nordtirol und Salzburg sehr viel Niederschlag. In Vorarlberg und Nordtirol summierte sich um 145 Prozent mehr Niederschlag als im Mittel. Auch in Salzburg fiel im Flächenmittel um 150 Prozent mehr Niederschlag. Damit gehört dieser Jänner im Gebiet von Vorarlberg bis Salzburg zu den zehn niederschlagsreichsten der vergangenen 160 Jahre.
An einzelnen Wetterstationen mit einer langen Messgeschichte wurden in diesem Jänner neue Rekorde bzw. „Beinaherekorde“ gemessen. In Kufstein (seit 1901) summierte sich mit 279 mm Niederschlag um 40 mm mehr als im bisherigen Rekordjänner 2012. Bregenz schaffte mit 205 mm Niederschlag Platz zwei in der 146 jährigen Messreihe (aktueller Rekord 227 mm im Jänner 1900). An der Wetterstation Innsbruck-Universität (Messungen seit 1858) kamen im bisherigen Jänner 125 mm zusammen. Damit liegt dieser Wert um 39 mm hinter dem Höchstwert aus dem Jänner 1951 auf Platz 3.
In Oberösterreich, in Niederösterreich, in der Obersteiermark und in Wien war es mit Abweichungen von 25 bis 75 Prozent, stellenweise bis 125 Prozent ebenfalls deutlich niederschlagsreicher als im Mittel. Ausgeglichene Niederschlagsmengen kamen in Unterkärnten sowie in Teilen der Steiermark und des Burgenlands zusammen. Relativ trocken war es in der Südsteiermark und im Südburgenland. Hier lagen die Niederschlagsdefizite zwischen 25 und 55 Prozent.
Schnee: Mit den großen Niederschlagsmengen in diesem Jänner fiel entlang und nördlich des Alpenhauptkammes außergewöhnlich viel Schnee. So kam in Reutte (T, 850 m) im Jänner eine Neuschneesumme von 187 cm zusammen. Seit Messung dieses Wetterparameters (1982) war das hier die höchste Summe an Jänner-Neuschnee. Auch die maximale Gesamtschneehöhe (Messung seit 1937) im Jänner war mit 116 cm hier ein neuer Rekord. Der alte Rekord stammte aus dem Jahr 1968 mit 115 cm. Die 15-tägigen Neuschneesummen (1.1. bis 15.1.) erreichten in einigen Gebieten ebenfalls neue Rekordwerte. So fiel in Hochfilzen (T, 962 m) in diesem Zeitraum 451 cm Neuschnee. Das entspricht einem Ereignis, das seltener als einmal in 100 Jahren auftritt.
Sonne: Der Jänner 2019 war mit einem Defizit an Sonnenschein von 20 Prozent relativ trüb. In Salzburg sowie im Salzkammergut schien die Sonne um 50 bis 65 Prozent weniger als in einem durchschnittlichen Jänner. In Nordtirol, Oberösterreich und der Obersteiermark summierte sich um 10 bis 30 Prozent, stellenweise bis 50 Prozent weniger Sonnenschein. Weitgehend ausgeglichen waren die Verhältnisse im Rheintal, in Teilen Kärntens und Osttirols sowie in Teilen der Steiermark und des Burgenlandes. In der Südsteiermark und im Südburgenland gab es ein leichtes Plus an Sonnenschein von 10 bis 30 Prozent.