600.000 Euro zusätzlich nimmt das Land Steiermark in die Hand, um den Schutz von Frauen gegen Gewalt sicherzustellen. Die Mittel für die Arbeit mit Opfern und für opferschutzorientierte Arbeit mit den Tätern werden erhöht. In allen Regionen wird es künftig Not- beziehungsweise Übergangswohnungen geben. Und in allen Regionen wird es Kinderschutzeinrichtungen geben, hier wird eine Lücke in der Süd-Ost-Steiermark geschlossen.
Der Schulterschluss gegen Gewalt an Frauen wird systematisiert: künftig gibt es quartalsmäßig Netzwerkkonferenzen mit den Expertinnen und Experten, die mit Opfern und Tätern arbeiten, und "Fallkonferenzen" der Exekutive.
Das sind die wichtigsten Ergebnisse des Gewaltschutzgipfels, den Landesrätin Doris Kampus (SPÖ) am Dienstag einberufen hat. Kampus: "Gewalt gegen Frauen geht gar nicht. Gewalt gegen Frauen geht uns alle an."
In der Steiermark gebe es aber mit zwei Frauenhäusern, derzeit sieben Kinderschutz- und einem Gewaltschutzzentrum mit sechs Außenstellen ein gutes Basisnetzwerk, auch dank zahlreicher Beratungs- und Hilfseinrichtungen.
Nach der Serie von Gewalttaten an Frauen gab es am Montag auf kleine.tv eine Diskussion zum Thema. Redakeurin Claudia Gigler diskutierte mit Experten, die in ihrer täglichen Arbeit mit Opfern und Tätern zu tun haben: Michaela Gosch von den Frauenhäusern, Edi Hamedl vom Männernotruf und Mustafa Durmus, der als ehrenamtlicher Bewährungshelfer beim Verein Neustart beobachtet, wie sich die häusliche Gewalt in der muslimischen Community entwickelt.
Die Diskussion zum Nachsehen:
Übergangswohnungen für Frauen nach dem Frauenhausaufenthalt sind ein wesentlicher Baustein für die langfristige und nachhaltige Gewaltschutzarbeit, hob Michaela Gosch vom Verein Frauenhäuser Steiermark hervor. „Die Gewaltschutzkette bricht häufig an dem Punkt, an dem eine von Gewalt betroffene Frau für sich und ihre Kinder keinen leistbaren Wohnraum findet und die Rückkehr zum Gewalttäter dann die einzige Alternative zu sein scheint.
Begleitung in die Unabhängigkeit
Um diesen Abbruch zu verhindern, brauchen wir leistbare Übergangswohnungen, die den Frauen für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung stehen.“ Während dieser Zeit werden die Frauen durch mobile Betreuung dabei unterstützt, ihre Autonomie auf unterschiedlichen Ebenen – wie zum Beispiel Stabilisierung der finanziellen Situation, Arbeitssuche, Suche von passenden Kinderbetreuungsmöglichkeiten – noch weiter auszubauen.
Exekutive als Ansprechpartner
„Alle Organisationen, die in diesem schwierigen Themengebiet tätig sind, müssen noch enger zusammenarbeiten und die Prävention ausbauen und intensivieren, um effizient gegen Gewalt an Frauen vorgehen zu können“, unterstreicht Generalmajor Manfred Komericky, der stellvertretende Landespolizeidirektor der Steiermark. Neben ihren Uraufgaben steht die Exekutive nach den Worten Komerickys „allen als Ansprechpartner, gerade auch im Bereich der Prävention mit unserer fachlichen Expertise zur Verfügung“.
Männer gezielt ansprechen
Eduard Hamedl vom Männernotruf betonte ebenfalls die Notwendigkeit der Vernetzung und die gute Zusammenarbeit der Einrichtungen in der Steiermark. „80 Prozent unserer Kontakte sind Männer, 20 Prozent Frauen, die Rat und Hilfe suchen“, schilderte Hamedl. Um Männer gezielt anzusprechen, sei es auch notwendig, Info-Unterlagen in andere Sprachen zu übersetzen bzw. wären Dolmetschdienste in Einzelfällen sinnvoll.