Eine deutliche Strafreduktion hat es für jenen Zeitungszusteller gegeben, der am 22. Dezember 2017 in Wien-Favoriten in seinem Lieferwagen ein 15-jähriges Mädchen vergewaltigt hatte. Das Wiener Oberlandesgericht (OLG) hat die vom Landesgericht für Strafsachen verhängte zwölfjährige Freiheitsstrafe auf acht Jahre reduziert. Das gab Mirsad Musliu, der Verteidiger des Mannes, am Mittwoch bekannt.

"Das OLG hat festgestellt, dass das Erstgericht nicht alle Milderungsgründe berücksichtigt hat. Der ordentliche Lebenswandel wurde nicht angenommen, was aber zusätzlich heranzuziehen gewesen wäre", meinte Musliu im Gespräch mit der APA. Zudem habe die erste Instanz die leugnende Verantwortung seines Mandanten erschwerend gewertet, was jedoch nicht gesetzlich gedeckt war, sagte Musliu.

Der 25 Jahre alte Zeitungszusteller hatte sich in seiner Verhandlung mit einvernehmlichem Sex verantwortet. Das Mädchen, das von ihm zwischen 3.00 und 4.00 Uhr in der Früh auf der Straße aufgelesen wurde, habe sich in seinem Lieferwagen an ihn herangemacht. "Hätte sie nicht angefangen mich zu berühren, wäre ich nicht auf diesen Gedanken gekommen", behauptete der 25-Jährige im vergangenen Juli vor einem Schöffensenat. Man habe sich danach im hinteren Bereich des Wagens hingelegt, da sei es zum Geschlechtsverkehr gekommen.

Mädchen war herumgeirrt

Das Mädchen war nach einem Besuch des Christkindlmarktes am Rathausplatz in einen Streit mit seiner Mutter geraten. Sie verließ die Wohnung und irrte im Freien herum, der Zeitungszusteller soll ihr versprochen haben, sie nach Hause zu bringen. Am Beifahrersitz wurde die 15-Jährige ihrer Darstellung zufolge vergewaltigt.

Seither traut sich das Mädchen nicht mehr außer Haus und hat Angst vor dem Einschlafen. Laut einem psychiatrischen Gutachten kommen die psychischen Folgen der Tat einer schweren Körperverletzung gleich. Das Mädchen bedarf der Einschätzung des Sachverständigen zufolge einer konsequenten Verhaltenstherapie und medikamentöser Behandlung.