Starker Schneefall und erheblicher Wind, große Lawinengefahr, Straßensperren, Evakuierungen von Ortschaften, abgeschnittene Dörfer und nicht zuletzt Staus: Auf den meisten Verbindungen in den betroffenen Regionen müssen die Verkehrsteilnehmer auch noch am Sonntag mit winterlichen Fahrbedingungen rechnen und mit erheblichen Problemen rechnen.
Besonders betroffene Strecken
Um einem Lawinenabgang auf die Tauernautobahn A10 vorzubeugen, führte die Asfinag am Sonntagvormittag bei Flachau im Pongau eine kontrollierte Sprengung durch. Die Autobahn wurde deshalb von 08.30 bis etwa 09.30 Uhr in beide Fahrtrichtungen gesperrt, teilte die Autobahnbetreibergesellschaft mit. Am Freitagnachmittag hatte man schon eine kontrollierte Lawinensprengung dieser Art durchgeführt. Bereits am Samstag hatte die Asfinag die Stecke vor dem Katschbergtunnel in Fahrtrichtung Salzburg für die Schneeräumung sperren - noch am Samstagabend war diese Strecke vom stockenden Verkehr lahmgelegt.
Auf Niederösterreichs Fahrbahnen hat sich die aufgrund starker Schneefälle am Samstag angespannte Situation indes am Sonntag gebessert. "Die Nacht verlief ruhig, keine Auffälligkeiten", teilte Feuerwehrsprecher Franz Resperger auf Anfrage mit. Wegen Lawinengefahr war unter anderem die B71 teilweise gesperrt, auf mehreren Straßen herrschte Kettenpflicht für alle Fahrzeuge.
Rund 2000 Mitglieder von 155 Feuerwehren waren Resperger zufolge von Freitag- bis Samstagabend im Einsatz gestanden, etwa 170 Verkehrsunfälle hatten sich in diesem Zeitraum ereignet. Wie auch der ORF Niederösterreich berichtet, gab es die meisten Alarmierungen in den Bezirken Neunkirchen, Wiener Neustadt, Baden, St. Pölten und Melk sowie generell im Waldviertel. Bereits in den Abendstunden des Samstags beruhigte sich die Lage.
Wegen Lawinengefahr gesperrt war am Sonntagvormittag ÖAMTC-Angaben zufolge die B71 zwischen Neuhaus und Maierhöfen sowie zwischen dem Zellerrain und Grünau. Ebenfalls kein Durchkommen gab es auf der L135 zwischen Hirschwang und Prein an der Rax. Schneekettenpflicht für alle Fahrzeuge herrschte etwa über den Annaberg auf der B20 und auf der B25 über den Grubberg.
Auf der Gemeindealpe bei Mitterbach am Erlaufsee (Bezirk Lilienfeld) wurden am Sonntagvormittag die Gipfelbahn sowie alle Pisten oberhalb von 1300 Metern gesperrt. Dies gelte auch für Tourengeher, wurde auf der Homepage des Skigebiets mitgeteilt. Als Grund wurde die "große Lawinengefahr" angegeben.
Aufgrund der Neuschneemengen und der störanfälligen Schneedecke ist die Lawinengefahr in Nordtirol und Vorarlberg am Sonntag flächendeckend auf die zweithöchste Stufe 4 gesetzt worden. Aus Sicherheitsgründen blieben zahlreiche Verkehrsverbindungen im Westen auch am Sonntagmorgen gesperrt. Oberhalb der Waldgrenze ist die Lawinengefahr am größten. Einzige Ausnahme ist der südliche Teil Osttirols.
Die Lage soll sich erst zu Wochenbeginn wieder beruhigen, denn für Sonntag lautete die Prognose, dass den ganzen Tag zum Teil starke Schneefälle anhalten. Hinzu sollen kräftiger Nordwind und stellenweise Nebel kommen. Dieser hatte am Samstag den Flughafen Innsbruck lahmgelegt. Am Sonntag konnte der Flugverkehr unbehindert wieder aufgenommen werden.
Insgesamt stark war der Rückreiseverkehr aus dem Weihnachtsurlaub: Die Routen Richtung Deutschland waren sehr stark belastet, abschnittsweise kam es auf den winterlichen Fahrbahnen zu langen Staus. Völlig überlastet war noch in den Abendstunden die Fernpass-Strecke (B179). Es mehrten sich Sicherheitssperren wegen Lawinengefahr - bereits über 40 Verbindungen waren am Samstagabend nicht mehr befahrbar. Von den noch geöffneten Bergstraßen sind über 100 nur mit Ketten befahrbar.
Noch am Samstagabend herrschte in Vorarlberg auf der Rheintalautobahn (A14) ungewöhnlich starker Verkehr Richtung Deutschland. Ab Dornbirn ging praktisch nicht mehr weiter, der Zubringer zum City-Tunnel musste wegen völliger Überlastung gesperrt werden. Gegen 20.00 Uhr musste die Autobahn komplett gesperrt werden, da auf deutscher Seite Lkw die Route blockierten. Auf den Ausweichstrecken, wie etwa der L190, kam der Verkehr fast vollständig zum Erliegen.
Von Außenwelt abgeschnitten
Mehrere Ortschaften in der Steiermark waren - voraussichtlich über das gesamte Wochenende - von der Außenwelt abgeschnitten. So sitzen im Sölktal Hunderte Menschen fest. Im Gesäuse sind die Orte Johnsbach und Gstatterboden nicht erreichbar. In Salzburg wurde die B99 über den Radstädter Tauern zwischen Untertauern und Tweng bis Sonntagmittag gesperrt. Ebenfalls gesperrt wurde die Felbertauern-Straße zwischen Osttirol und Salzburg.
Die winterlichen Straßenverhältnisse sorgten auch für zahlreiche Unfälle. Bei Mürzzuschlag etwa wurde ein 26 Jahre alter Pkw-Lenker verletzt. Laut Polizei war er am Samstag auf einem Forstweg stecken geblieben. Als er versuchte zurückzuschieben, geriet der Pkw über die Böschung, überschlug sich mehrmals und kam nach rund 40 Metern zum Stillstand.