Das eigene Haustier als tödlicher Angreifer. Ein Albtraum, der in Deutschland jetzt gleich zweimal Wirklichkeit wurde. Ein sieben Monate altes Baby starb am Montag nahe Darmstadt, weil ihn der Hund der Familie in den Kopf gebissen hatte. Kaum eine Woche zuvor in Hannover: Ein Staffordshire attackiert seine beiden Besitzer. Eine 52-jährige Rollstuhlfahrerin und ihr 27-jähriger Sohn sterben. Der Hund war zuvor misshandelt worden. 

1. Warum beißen Hunde plötzlich zu – selbst das eigene Herrchen?
Ohne Vorzeichen attackiert ein Hund nie, erklärt Josef Schützenhofer, Ausbilder von Polizeidiensthundeführern. Hunde werden bissig, wenn sie Schmerzen haben, den Garten vor Eindringlingen schützen wollen oder ihrem Jagdtrieb folgen und sich einen Radfahrer als Beute suchen. Damit ein Hund sein Herrchen angreift, muss in der Erziehung viel schiefgegangen sein, sagt Schützenhofer: „Manche Hundebesitzer sind überfordert.“

2. Gibt es Hunderassen, die aggressiver sind?
„Das konnte wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden. Wenn ein Hund aggressiv wird, liegt das Problem am anderen Ende der Leine“, erklärt Katja Wolf, vom Österreichischer Kynologenverband. Den viel zitierten „Kampfhund“ gibt es nicht. Man könnte grundsätzlich fast jeden Hund als ‘Kampfhund’ missbrauchen, bestätigt auch Susanne Belada vom Österreichischen Berufsverband der Hundeerzieher, -trainer und -verhaltensberater.

3. Sind Hunde gefährlich für Kinder?
„Kinder und Hunde lässt man nie allein. Das ist eine Grundregel“, betont Wolf. Kind und Hund sollten immer unter Aufsicht stehen. Kinder seien für Hunde unberechenbar und werden dadurch oft als Gefahr eingestuft. Eifersucht kann auch eine Rolle spielen, sagt Polizist Schützenhofer: „Wenn ein Kind in die Familie kommt, kann sich der Hund vernachlässigt fühlen.“ Ähnlich wie bei streitenden Geschwistern: „Doch der Hund kann nicht streiten, er beißt.“

4. Was mache ich bei einer Hundeattacke?
Ruhig bleiben, rät Schützenhofer: „Aber das ist natürlich leichter gesagt als getan.“ Auf jeden Fall sollte man nicht mit den Armen fuchteln oder laut schreien. Dem Hund darf man auch nicht direkt in die Augen blicken oder frontal auf ihn zugehen. Radfahrer sollten absteigen und das Rad als Barriere zwischen sich und den Vierbeiner bringen.

5. Was sollten Hundebesitzer beachten?
Es gebe Rassen, die in den richtigen Händen sein müssen. „Besitzer müssen sich fragen, ob sie mental und körperlich dazu in der Lage sind“, meint Wolf. „Ein Hundeführerschein für jeden Hund, jede Rasse sollte verpflichtend sein“, rät Hundetrainerin Belada. Einen verpflichtenden Hundeführerschein für bestimmte Rassen gibt es derzeit nur in Wien. Auch Wolf ergänzt: „Schulung, hat noch niemandem geschadet – weder den Zwei- noch den Vierbeinern.“