"Das Ergebnis der Leichenöffnung ließe sich grundsätzlich mit einem Unfall im Rahmen eines sorglosen Umganges mit einer Faustfeuerwaffe im Rahmen eines Raufhandels in Einklang bringen", hält der Sachverständige fest.
In diese Richtung verantwortet sich ein 27-jähriger Mann, der in dieser Sache seit 16. April wegen Mordverdachts in U-Haft sitzt. Er behauptet, er habe sich mit dem später Getöteten zu einer Aussprache verabredet. Das Treffen im Cafe "Blanco" in der Jägerstraße verlief zunächst friedlich, ehe sich vor dem Lokal eine Auseinandersetzung um eine gemeinsame Bekannte der beiden Männer entwickelte. Der 26-Jährige - angeblich ein Kampfsportler - soll dem gebürtigen Kosovaren einen Faustschlag ins Gesicht versetzt haben, worauf dieser zunächst zu einem Pfefferspray und - als er damit sein Ziel verfehlte - einer geladenen Schusswaffe griff, die er eingesteckt hatte. Seiner Darstellung zufolge wollte der Mordverdächtige die Waffe seinem Kontrahenten bloß auf den Kopf schlagen. Plötzlich habe es gekracht.
"Das autoptisch erhobene Verletzungsbild ergab, dass der Schuss gegen die Hinter/Außenseite des rechten Oberarmes in Richtung Kopf abgefeuert wurde, wobei es zu einem Weichteildurchschuss der rechten Oberarm-Schulterregion kam. Dabei war der rechte Oberarm im Schultergelenk nach vorne angehoben", ist hinsichtlich der Folgen des Schusses dem gerichtsmedizinischen Gutachten zu entnehmen. In weiterer Folge trat das Projektil an der rechten Wange in den Kopf ein und in linker Scheitelhöhe wieder aus. Der Expertise zufolge starb der 26-Jährige "infolge eines Schädel-Hirndurchschusses an Hirnlähmung und einer Luftembolie des rechten Herzabschnittes".
Unabhängig davon liegen inzwischen auch Zeugenaussagen vor, welche die vom Schützen behauptete Unfall-Version stützen. Der 27-Jährige hatte sich unmittelbar nach der Tat in einer nahe gelegenen Polizeiinspektion freiwillig gestellt und erklärt, er habe sich gegen den ihm überlegenen Mann mit bosnischen Wurzeln gewehrt. Dabei sei unabsichtlich ein Schuss losgegangen.