Markanteste Neuerung ist die Inbetriebnahme der U1-Verlängerung, die ab 2. September bis Oberlaa fährt. Aber auch bei zahlreichen Bus- und Straßenbahnlinien müssen sich Passagiere an - großteils allerdings schon bekannte - Umstellungen gewöhnen. Umbenennungen von Stationen sind ebenfalls geplant.

"Jeder dritte Fahrgast wird betroffen sein bzw. davon profitieren", sprach die für die Wiener Linien zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) am Dienstag von den "größten Netzänderungen seit vielen Jahrzehnten", die "deutliche und dramatische Verbesserungen" brächten. Ein Hotspot der Novitäten ist zweifelsohne Favoriten. Dort wird die U1 um fünf Stationen erweitert. Von der bisherigen Endstation Reumannplatz gelangt man mit der roten Linie ab 2. September weiter in den Süden. Fünf Haltestellen kommen auf einer Länge von 4,6 Kilometern dazu: Troststraße, Altes Landgut, Alaudagasse, Neulaa und Oberlaa als neue Endstelle.

Änderung bedingt Änderungen

Die neue U-Bahn-Anbindung des Gebiets macht auch Änderungen des Busverkehrs im 10. Bezirk notwendig. Insgesamt 14 Linien sind betroffen, viele davon werden laut Wiener Linien so ausgebaut, dass man die erste bzw. letzte U-Bahn gut erwischt. Bei der Alaudagasse entsteht ein neuer Knotenpunkt für fünf Linien. Außerdem gibt es mehr Querverbindungen zwischen U1 und U6 (15A und 16A). Angeschlossen werden zudem die Schnellbahnstationen Blumental (67A) oder Kledering (70A). Der 19A brummt künftig auch sonntags durch die Per-Albin-Hansson-Siedlung.

Für Stadtrandbewohner aus einer anderen Ecke gibt es ebenfalls Verbesserungen - zumindest in den Morgenstunden: Die U2 fährt ab Schulbeginn (4. September) von Betriebsbeginn bis ca. 8.30 Uhr in dichterem Takt in die Seestadt. Derzeit wird bloß jeder zweite Zug bis zur Endstation im Stadtentwicklungsgebiet Aspern geführt. Das bleibe für den Rest des Tages bis auf weiteres auch so, verwies Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer auf die Auslastung im teils einstelligen Prozentbereich: "Die Stoßzeit am Nachmittag verteilt sich über mehrere Stunden."

Umgewöhnen müssen sich die Benutzer der Bim-Linien im Westen Wiens. Einerseits wird der 58er eingestellt. Dessen Strecke übernehmen die Linien 10 und 60, die verlängert werden. Der 10er verkehrt ab 2. September zwischen Dornbach und Unter St. Veit, der 60er zwischen Westbahnhof und Rodaun.

Andererseits gibt es Änderungen bei den Linien 2 und 44, die ab dem Johann-Nepomuk-Berger-Platz ihre bisherige Route tauschen. Das soll bestehende Parallelführungen von Ottakring (2, 46) bzw. Hernals (43, 44) ins Zentrum aufheben. Der 2er fährt also in Hinkunft nach Dornbach, der 44er nach Ottakring.

Emotionale Bindungen

Nicht zu unterschätzen sind die emotionalen Bindungen der Wiener zu Öffi-Stationsnamen. Trotzdem wird knapp 40 von fast 5.400 Haltestellen am 2. September ein neuer Name verpasst, wobei teils Doppelbezeichnungen wegfallen oder Bim- und Busstationen gegebenenfalls um die U-Bahn-Station ergänzt werden. So heißt die Station "Kärntner Ring/Oper" künftig "Oper, Karlsplatz U". Von "Spitalgasse, Währinger Straße" bleibt nur noch "Spitalgasse", die "Kennedybrücke" wird als Zusatz zu "Hietzing" getilgt.

Einige Uneinheitlichkeiten bleiben allerdings aufrecht. Die Wiener Linien fahren weiter die "Landstraße" an, während die ÖBB in "Wien Mitte" stehen bleiben. Und auch der Hauptbahnhof heißt in der U-Bahn-Version weiterhin "Hauptbahnhof, Südtirolerplatz". Wobei in letzterem Fall mittelfristig durchaus die Streichung der Platzbezeichnung denkbar sei, wie man bei den Wiener Linien hört. Das war vor einigen Jahren schon einmal angedacht. Damals hätte die damalige Station Südtirolerplatz in Hauptbahnhof umbenannt werden sollen, was in einem Politikum und schließlich in die jetzige Kompromisslösung mündete.