Schwere Unwetter zogen am Montagnachmittag und -abend über Wien und Niederösterreich hinweg, beim Flughafen Wien-Schwechat gab es sogar einen Tornado. Dazu kamen Hagelschloßen mit bis zu 5,5 Zentimeter Durchmesser, wolkenbruchartiger Regen und zahlreiche Blitzentladungen. Das Blitzortungssystem von UBIMET registrierte am Montag in ganz Österreich 54.701 Blitze, davon 24.414 in Niederösterreich und 3.715 in Wien. In Wien waren das annähernd so viele Blitze wie in den vergangenen drei Jahren zusammen. Am Abend entluden sich dann auch in Vorarlberg und Tirol kräftige Gewitter, in Vorarlberg blitzte es noch 888 und in Tirol 8.015 mal.
Massiver Hagel
In der schwülwarmen und sehr energiereichen Luft bildeten sich am Montagnachmittag und -abend wieder heftige Regenschauer und Gewitter. Ein Schwerpunkt war diesmal der Großraum Wien sowie die angrenzenden Teile Niederösterreichs. Hier sorgten massiver Hagel, Sturmböen und wolkenbruchartiger Regen für Behinderungen. In der Nähe des Flughafens Schwechat gab es sogar einen Tornado mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 180 km/h. „Tornados kommen im Flachland Ostösterreichs sowie im Südosten der Steiermark immer wieder vor“, sagt UBIMET-Chefmeteorologe Manfred Spatzierer. „Meist sind sie aber nur kurzlebig, deutlich schwächer ausgeprägt als in den USA und lösen sich rasch wieder auf.“ In den vergangenen Jahren wurden in Österreich bis zu fünf Tornados pro Jahr registriert.
Bislang größtes Hagelkorn in Österreich rund 8 Zentimeter
Wie häufig bei derart starken Gewitterzellen kam es auch zu großem Hagel: Im Raum Schwechat erreichten die Geschosse bis zu 5,5 Zentimeter Größe. So großer Hagel kann sich nur in sehr hochreichenden Gewittern bilden, in denen sehr starke Auf- und Abwinde herrschen. „Die gestrige Gewitterzelle war dafür nahezu ideal“, so Spatzierer. „Sie hatte eine Höhe von knapp 15 Kilometer und fand in der energiereichen, labilen Luft perfekte Bedingungen vor.“
In Österreich sind solch große Hagelschloßen eher selten und betreffen meist den Südosten der Steiermark und das Südburgenland sowie die Bereiche vom Tiroler Unterland bis in den Flachgau und nach Oberösterreich. Im Flachgau richteten am 23. Juli 2009 Hagelkörner in der Größe von 8 Zentimetern Millionenschäden an. Das waren zugleich die größten Hagelkörner, die in Österreich bislang beobachtet wurden.
Mittel aus Katastrophenfonds
Schwerpunkt der Unwetter war diesmal der östliche Landesteil von Niederösterreich in den Bezirken Gänserndorf, Mistelbach und Bruck an der Leitha. Die Einsatzkräfte waren stundenlang unterwegs, um Keller auszupumpen, Straßen frei zu machen und ihren Mitmenschen zu helfen. Die Aufräumarbeiten dauern zur Stunde noch an.
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf danken den Einsatzkräften: „Niederösterreich steht zusammen, wenn Hilfe benötigt wird. Danke allen Einsatzorganisationen, den Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr und den vielen weiteren Freiwilligen.“ Alleine rund 500 Kameradinnen und Kameraden von 38 Freiwilligen Feuerwehren waren teils stundenlang im Einsatz. Die Unwetter haben Schäden an Privathäusern, Betrieben und öffentlichen Einrichtungen verursacht, deshalb gibt das Land Niederösterreich dafür Mittel aus dem Katastrophenfonds frei. Mikl-Leitner und Pernkopf: „Die Schadenskommissionen nehmen in den Gemeinden bereits die Schäden auf, damit rasch geholfen werden kann.“
Unwettergefahr bleibt bestehen
Die Unwettergefahr bleibt zunächst bestehen. Am Dienstag muss man vor allem in Kärnten und in der Steiermark sowie im Südburgenland mit heftigen Gewittern rechnen, am Mittwoch dann wieder generell im Bergland. Im östlichen Flachland ist die Unwettergefahr hingegen nur noch gering. Eine landesweite Wetterberuhigung stellt sich am Donnerstag ein, dann ist es mit teils stürmischem Nordwestwind zudem deutlich kühler. Die Temperaturen kommen meist nicht mehr über 20 bis 27 Grad hinaus, nur in Kärnten und Osttirol sind noch bis zu 30 Grad möglich.