Ein Somalier ist am Mittwoch wegen Mordversuchs, Wiederbetätigung und gefährlicher Drohung in Wels vor Gericht gestanden. Er hat auf einem Kinder-Advent mit einer Koranlesung Panik verbreitet, bei der Polizei soll er dann über die Vernichtung der Juden schwadroniert und - nachdem er schließlich in einer Klinik gelandet war - versucht haben, einen Pfleger zu töten. Eine Einweisung wurde beantragt.

Begonnen hat die Causa des Asylwerbers, der seit zwei Jahren in Österreich ist, im Dezember des Vorjahres: Während einer Darbietung von Kindergartenkindern am Adventmarkt in Oberndorf bei Schwanenstadt (Bezirk Vöcklabruck) war er unvermittelt auf die Bühne gegangen und hatte einen Koran hochgehalten - zur Beunruhigung einiger Zuschauer, die laut Staatsanwalt Günther Diplinger sogar einen bevorstehenden Terroranschlag befürchteten. Als ihn mehrere Besucher wegbrachten, schrie der Mann unter anderem "Allah ist groß", aber auch "Die Leute, die nicht an den Koran glauben, sind unrein".

Mit Al-Nusra-Front sympathisiert

In seiner Einvernahme bei der Polizei soll er Sympathie für die radikalislamische Al-Nusra-Front bekundet haben, deswegen laufen gegen ihn noch Ermittlungen wegen des Verdachts der terroristischen Vereinigung. Aber auch Antisemitisches bekamen die Beamten zu hören: Er sei nach Österreich gekommen, um die Juden zu vernichten, oder: "Adolf Hitler hat seine Arbeit nicht fertig machen können." Die Staatsanwaltschaft legt dem Somalier deshalb einen Verstoß gegen das Verbotsgesetz zur Last. Zudem soll er den Beamten gedroht haben, sie zu töten.

Wegen seines offensichtlich beeinträchtigten Geisteszustandes wurde der 24-Jährige in die Linzer Uniklinik gebracht. Dort soll er wenige Tage später versucht haben, einen Pfleger zu töten. Er soll auf das Opfer "wie ein Tiger" zugesprungen sein und es mit beiden Händen am Hals gewürgt haben. Zwei Spitalmitarbeitern gelang es schließlich mit vereinten Kräften, den rabiaten Somalier zu bändigen. Der Asylwerber bestritt die Attacke weitgehend: Er habe den Pfleger "im Halsbereich weggeschubst" und ihm dabei wohl ein paar Kratzer zugefügt. Darüber hinaus gehende Schilderungen bezeichnete er als Lügen. "Ich bin ein Asylwerber und war in der Station unerwünscht."

Antisemitische Äußerungen

Was seine antisemitischen Äußerungen angeht, schob der Mann diese darauf, dass er "schwer krank" gewesen sei. Und seinen Auftritt am Adventmarkt bezeichnete er selbst als "Fehler" und als "unpassend". Islamistisch anmutende Äußerungen will er aber ebenso wenig ausgesprochen haben wie später bei der Polizei die Todesdrohungen. Sein Verteidiger sieht hier vielmehr "milieubedingte Unmutsäußerungen", die sein Mandant gemacht habe, etwa als die Beamten die Armwinkelsperre anwendeten.

Die Staatsanwaltschaft hat eine Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher beantragt. Denn ein Gutachten bescheinigt dem Somalier wegen einer geistigen und seelischen Abartigkeit Zurechnungsunfähigkeit, aber auch Gefährlichkeit. Es bestehe demnach eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass er ohne Behandlung erneut Taten gegen Leib und Leben verüben könnte.

Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt, ein Urteil dürfte frühestens kommende Woche gesprochen werden. Neben mehreren Zeugen wird noch ein psychiatrischer Gutachter zu Wort kommen.